onvista-Börsenfuchs: Politik und Wissenschaft machen Anlegern keinen Mut

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Achtung, kleiner Wortwitz: Was ist der Unterschied zwischen Politik und Börse? An der Börse wird jeden Tag gehandelt … (Ist mir nach den ersten Stunden der Generaldebatte im Bundestag in den Sinn gekommen, heute live im TV). Eine wirklich ernste politische Diskussion - aber was kommt dabei raus? Nicht einmal beim Thema Borkenkäfer haben unsere Spitzenpolitiker was Konkretes zustande gebracht. Erst recht beim Komplex Konjunktur und staatliche Investitionen zeichnen sich keine großen Würfe ab, höchstens schwarze oder rote Nullen.

Aber auch die Wissenschaft schafft keine Klarheit - was Euch, meine Freunde, das Anlegerleben nicht leicht macht. Zwei aktuelle Beispiele: Der deutschen Wirtschaft steht eines der schwächsten Jahre seit der Finanzkrise bevor. Das wissen wir inzwischen. Die Konjunkturforscher des Kieler IfW rechnen inzwischen für 2019 nur noch mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent, 0,2 Prozentpunkte weniger als bislang prognostiziert. Solch schwache Zahlen gab es zuletzt 2013 im Zuge der Euro-Schuldenkrise. Die good News: Mitte nächsten Jahres dürfte die Konjunktur aber wieder anziehen, für 2020 wird nun ein Wachstum der Wirtschaft von 1 Prozent erwartet. Und jetzt wird’s kompliziert, wenn die Wissenschaftler folgendes erklären: Damit erfüllt Deutschland zwar formal die Definition einer ‚technischen Rezession‘, eine gesamtwirtschaftliche Unterauslastung der Kapazitäten ist damit aber noch nicht verbunden. Erst in einem solchen Fall könnte auch von einer Rezession im Sinne einer Konjunkturphase gesprochen werden. Aha. Alles nicht so schlimm (wenn’s so kommt).

Anders klingt das DIW, denn rechtzeitig zur Haushaltsdebatte hat heute das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ein milliardenschweres staatliches Investitionsprogramm gefordert, um eine mögliche Rezession zu verhindern. „Das Investitionsprogramm sollte langfristig auf 15 Jahre angelegt sein und 30 Milliarden Euro an zusätzlichen öffentlichen Investitionen anstoßen, vor allem in Infrastruktur, Bildung und Innovation”, sagt DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Und: Die Bundesregierung sollte nicht erst warten, bis eine Rezession sich verfestigt habe.

Nehmt das alles nur nicht voll ernst, meine Freunde! Wir werden weiterhin pausenlos über Konjunktur und Rezession diskutieren. Dazu gehört dann auch die kursbewegende Frage, was die Notenbanken wann machen. Morgen wird’s wirklich spannend, am EZB-Tag. Ich bleibe bei meiner Empfehlung, am Aktienmarkt vorerst vorsichtig zu handeln, auch wenn er momentan Muskeln zeigt. Es gibt einfach zu viele Fragezeichen.

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