ROUNDUP: Gerresheimer traut sich mittelfristig höhere Profitabilität zu

dpa-AFX · Uhr

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Gerresheimer will mittelfristig vom Ausbau der Geschäfte mit Systemen zur Medikamentenverabreichung, Spritzensystemen und Produkten für Biotech-Medizin profitieren. Gleichzeitig will das Unternehmen Abläufe stärker automatisieren und digitalisieren und auch der kleinste Geschäftsbereich Advanced Technologies rund um Medikamenten-Mikropumpen soll seinen Beitrag leisten. Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen hob die mittelfristige Prognose für die Profitabilität an. Bis dahin ist allerdings noch ein gutes Stück Arbeit notwendig. So enttäuschte der Gewinnausblick für das laufende Geschäftsjahr 2021/22. Die Aktien schwankten am Donnerstagvormittag deutlich.

So kalkuliert Siemssen laut einer Mitteilung vom Donnerstag für das bis Ende November laufende Geschäftsjahr mit einem Wachstum des Umsatzes und des bereinigten operativen Gewinns (bereinigtes Ebitda) aus eigener Kraft, also um Währungseffekte und Übernahmen bereinigt, jeweils im hohen einstelligen Prozentbereich. "Wir sind sehr gut in das Geschäftsjahr 2022 gestartet", sagte der Manager laut Mitteilung.

Analyst Craig McDowell von der Bank JPMorgan sieht in dem Ausblick allerdings eine Enttäuschung. Am Markt werde mit einem organischen Wachstum des operativen Gewinns um fast 13 Prozent gerechnet, schrieb der Experte. Die Gerresheimer-Aktien fielen denn auch zum Handelsstart um mehr als sechs Prozent auf ein Tief seit Mai 2020. Zwischenzeitlich schafften sie dann zwar den Sprung ins Plus, zuletzt ging es aber wieder um 2,39 Prozent auf 73,45 Euro nach unten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 lieferten gute Geschäfte mit der Pharma- und Kosmetikindustrie dem Spezialverpackungshersteller durchaus Rückenwind. Dem standen allerdings höhere Kosten, etwa für Gas und Kunststoffgranulat, gegenüber.

Der Umsatz stieg vor diesem Hintergrund im Jahresvergleich um 5,6 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel hingegen um 1,2 Prozent auf 306,3 Millionen Euro. Damit blieb das Unternehmen beim operativen Ergebnis etwas unter der mittleren Analystenschätzung. Negative Währungseffekte ausgeklammert wäre das Umsatzplus etwas höher gewesen, beim operativen Ergebnis hätte es einen kleinen Zuwachs gegeben.

Unter dem Strich entfällt auf die Anteilseigner der Düsseldorfer ein Nettogewinn von 83,8 Millionen Euro, gut fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Die Dividende soll mit 1,25 Euro je Aktie unverändert bleiben. Hier hatten Analysten im Durchschnitt eine moderate Erhöhung erwartet.

Mittelfristig will Gerresheimer nun Gas geben. Bei einem Umsatzwachstum aus eigener Kraft im hohen einstelligen Prozentbereich soll eine bereinigte operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) vor Wechselkurseffekten zwischen 23 und 25 Prozent erreicht werden.

Das Umsatzziel liegt damit auf dem bisherigen Niveau, das Margenziel um bis zu zwei Prozentpunkte darüber. Allerdings: Bislang hatten die Prognosen nur das Kerngeschäft ohne den Bereich Advanced Technologies umfasst. Wegen der Fortschritte bei den Projekten und einer zunehmend besseren Sichtbarkeit in puncto Erlösentwicklung ist die noch junge Sparte nun Teil des Kerngeschäfts, wie es vom Unternehmen hieß. Mittelfristig soll der Bereich also einen Gewinnbeitrag liefern, nachdem 2021 noch ein bereinigter operativer Verlust von fast 15 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte.

Advanced Technologies produziert unter anderem Mikropumpensysteme zur Behandlung von Parkinson. Vergangenen Dezember konnte Gerresheimer zudem einen Auftrag eines US-Biotech-Konzerns zur Entwicklung einer Medikamentenpumpe zur Gabe eines "führenden Medikaments für seltene Krankheiten" einheimsen. Zu weiteren Projekten gehört eine Plattform mit einem Strömungssensor für Inhalatoren, der unter anderem die Wirksamkeit der Behandlung überwachsen soll./mis/men/eas