Finnland drängt in Berlin auf schnelle Uniper-Rettung

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Berlin/Helsinki (Reuters) - Finnland drängt auf eine zügige Rettung des größten deutschen Gas-Importeurs Uniper.

"Wir müssen sehr schnell eine Lösung finden. Wir reden über einige Tage, höchstens einige Wochen", sagte die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen am Donnerstag in Berlin. Der angeschlagene Düsseldorfer Konzern gehört mehrheitlich dem staatlichen finnischen Versorger Fortum. Uniper hat die Bundesregierung in der Gas-Krise um Hilfe gebeten. Offen ist, wie die finnische Regierung und Fortum in die Pflicht genommen werden. "Zu diesem Zeitpunkt schließen wir keine Optionen aus", sagte Tuppurainen, ohne ins Detail zu gehen. "Die Verhandlungen sind in einer intensiven und kritischen Phase." Es scheine aber Fortschritte zu geben. Fortum habe viel Kapital in Uniper investiert.

Geplant waren am Donnerstag nach finnischen Angaben Treffen mit Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt sowie Staatssekretären aus dem Kanzleramt, Wirtschaftsministerium und Finanzministerium. Auch Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach wollte Tuppurainen treffen. Fortum-Chef Markus Rauramo hatte Reuters am Wochenende gesagt, er wolle das kriselnde deutsche Gasgeschäft an den Bund abgeben. "Aus unserer Sicht muss es jetzt darum gehen, die gefährdeten und systemrelevanten Bereiche von Uniper zusammenzuführen und dauerhaft zu sichern. Wir müssen davon ausgehen, dass die Probleme bei dem Bezug von Gas mittelfristig anhalten und die Preise hoch bleiben oder weiter steigen. Deshalb sollten die systemkritischen deutschen Unternehmensteile unter die Kontrolle des Staates kommen, der über die erforderliche Kreditwürdigkeit verfügt."

DIE ROSINEN FÜR FINNLAND?

Es werde noch nicht mit einer Einigung gerechnet, hatten mehrere Insider Reuters vor den Gesprächen gesagt. Ein deutscher Regierungsvertreter sagte, Fortum habe in den vergangenen Jahren viel Geld mit Uniper verdient. Deswegen müsse geklärt werden, ob der Konzern nun die Lasten einfach so weitergeben könne. Die Bundesregierung müsse womöglich nach Uniper noch weitere Firmen stabilisieren. Andere Personen aus dem Umfeld der Verhandlungen mit der Regierung sagten, in den nächsten Wochen müsse eine Lösung stehen. Es brauche einen Einstieg des Staates bei Uniper, um zu verhindern, dass das für die Refinanzierung wichtige Rating in den berüchtigten "Ramschbereich" abrutscht. Die Bundesregierung wolle verhindern, dass Finnland sich die Rosinen rauspicke.

Uniper ist in Schieflage geraten, weil Russland die Gaslieferungen nach Deutschland und Westeuropa gekürzt hat und die Preise auf dem Gasmarkt enorm gestiegen sind. Der Konzern muss nun am teuren Spotmarkt zukaufen, um die Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden zu erfüllen. Pro Tag schreibt Uniper nach Angaben von Vorstandschef Maubach Verluste in zweistelliger Millionenhöhe. Diese könnten sich auf das Jahr hochgerechnet auf bis zu zehn Milliarden Euro summieren. Dies könne der Konzern nicht lange durchhalten.

Entscheidend für Uniper wird, ob und wie viel russisches Gas nach der Wartung der Pipeline Nord Stream 1 ab dem 21. Juli nach Deutschland fließen wird. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums sagte am Donnerstag, die Wiederaufnahme der Lieferungen hänge zum einen von der Nachfrage in Europa ab, zum anderen aber auch von "einseitigen" Sanktionen. Die Arbeiten an der Pipeline sollten bis zum 21. Juli abgeschlossen sein.

(Bericht von Essi Lehto und Christian Krämer, Mitarbeit von Andreas Rinke und Markus Wacket; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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