Drei Fragen an Bernecker: Welche Erkenntnisse bringt die Berichtssaison, sind Öl-Aktien noch ein Muss und welche Branchen überzeugen?

onvista · Uhr
Quelle: Bernecker

Börsenlegende Hans A Bernecker hat uns in dieser Woche auch wieder Rede und Antwort gestanden. Diesmal wollten wir von ihm wissen, welche Eindrücke er von der Berichtssaison hat, ob Ölaktien ein Muss im Depot sind und welche Branchen bislang mit ihren Zahlen überzeugt haben. 

onvista: Herr Bernecker, die Berichtssaison ist im vollen Gange, was sind Ihre Erkenntnisse aus den bisher gelieferten Zahlen?

Die Berichtssaison wird ein erneuter Qualitätstest dafür, wie jedes Unternehmen in seinen jeweiligen Märkten mit den Umständen aus Ukrainekrise, Lieferkettenproblemen aus China und den Inflationsängsten umgeht. Der aktuelle Stand aus New York: Bis jetzt liegen 52 % aller Berichte vor und in 72 % aller Fälle wurden die Gewinnschätzungen der Analysten deutlich übertroffen. Darin drückte sich der Pessimismus aus, der sich nun ins Gegenteil gekehrt hat. Entsprechend reagierten die Kurse insbesondere der Titel, die am stärksten verloren hatten. Hier natürlich die amerikanischen Techs als eine Seite und die deutschen Pendants als andere Seite. Auf diese Weise werden die Relationen wieder zurechtgerückt. Das ist die Grundlage für die Entwicklung der nächsten Monate bis Jahresende mit einem positiven Ausblick.

onvista: Bei den Ölmultis sprudeln weiter die Gewinne. Sind die Aktien ein Muss im Depot?

Die Gewinne aller Ölmultis resultieren aus dem markanten Preisanstieg von Öl in den letzten 1 ½ Jahren. Gemessen an Brent: Von 70 Dollar je Barrel ging es bis 128 Dollar und inzwischen pendelt der Ölpreis in der Bandbreite von 96 zu 114 Dollar. Entsprechend fielen die Gewinne aller Ölkonzerne in Größenordnungen aus, die es selten gibt. Wie weiter? Um das Gewinnniveau zu halten, reicht eine Stabilisierung des Ölpreises in der genannten Spanne. Eine Steigerung des Gewinnes setzt voraus, dass der Ölpreis noch einmal deutlich zulegt. Das ist fraglich. Ergo: Die Supergewinne lassen sich nicht hochrechnen. Damit ist die Kursfantasie automatisch begrenzt. Greift diese Erkenntnis, folgen die üblichen technischen Korrekturen. Erst dann sind Ölaktien ein neuer Kauf.

onvista: Sehen Sie noch andere Branchen, die sich in der aktuellen Phase sehr gut präsentieren?

In der Korrektur der letzten Monate wurden umfangreiche Übertreibungen der zwei Vorjahre (seit Anfang 2020) auf Normalniveau zurückgeführt. Am stärksten für die Techs in New York bzw. den Nasdaq. Alle Techs waren dabei. In ihnen stecken durchweg die größten Comeback-Potenziale. Aus deutscher Sicht: Alle Autos waren im DAX die größten Verlierer. Sie verloren im Jahresvergleich zwischen 30 und teilweise 50 %, wovon einiges nun wieder zurechtgerückt wird. BMW, Mercedes und VW sind alle gleich: Ihr zuverlässiges KGV liegt bei etwa 5,5 bis 6 per 2023. Damit enthalten sie ein Comeback-Potenzial von gut 35 bis 40 %, vom Stabilisierungsboden aus gerechnet. Die jüngsten Zahlen für Juni belegen dies.

Im deutschen Techsektor gilt für ganz groß wie Infineon wie für die Kleinen, z. B. Nagarro oder Suse etc., das Gleiche: Halbierte Kurse sind die sicherste Comeback-Spekulation in den nächsten ca. 12 Monaten.

Also: Der Schock vom 22.02. betraf schlagartig 90 % aller Aktien, ohne Grund. Alle werden sich nun wieder an die alten Notierungen herantasten. Die laufende Berichtssaison liefert die Daten dafür.

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