Krach zwischen Habeck und AKW-Betreiber über Einsatzreserve

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- von Markus Wacket und Tom Käckenhoff

Berlin/Düsseldorf (Reuters) - Die geplante Einsatz-Reserve der zwei süddeutschen AKW sorgt für Streit zwischen dem Wirtschaftsministerium und dem Betreiber E.ON.

Dieser bezeichnete den Plan als technisch nicht umsetzbar, worauf Wirtschaftsminister Robert Habeck sich am Mittwoch irritiert zeigte. "Ich habe den Brief mit einiger Verwunderung heute morgen zur Kenntnis genommen", sagte der Grünen-Politiker. Es gebe offenbar "Missverständnisse" heißt es im Antwortschreiben von Energiestaatssekretär Patrick Graichen auf einen Brief der E.ON-Tochter PreussenElektra, die das bayerische AKW Isar 2 betreiben. Er habe keine nicht überwindbaren technischen Hindernisse in Vorgesprächen gehört. "Ich gehe davon aus, dass Ihr Angebot ernst gemeint war und dementsprechend unabhängig von der Frage gilt, ob es sich um einen Streckbetrieb oder einen Einsatz im Rahmen der Reserve handelt", heißt es in dem Reuters vorliegenden Schreiben.

Habeck hatte am Montag aufgrund eines sogenannten Stresstests für das Stromnetz die Einsatzreserve vorgeschlagen. Damit soll ein Blackout im Winter im Notfall angesichts der Energiekrise vermieden werden. Einen Streckbetrieb, also ein reduziertes Weiterbetreiben ohne komplettes abschalten, hatte er als nicht nötig bezeichnet.

BETREIBER: VORGEHEN MIT UNSERER SICHERHEITSKULTUR UNVEREINBAR

Im Schreiben des Unternehmens an Graichen heißt es, man habe im Vorfeld darauf hingewiesen, dass ein Wiederanfahren nach einem kompletten Herunterfahren problematisch sei. Für ein Ab- und Wiederanfahren in dieser Lage gebe es keine Erfahrungswerte. "Wir sind für den sicheren Betrieb der Anlage verantwortlich - ein solches Vorgehen ist mit unserer Sicherheitskultur nicht vereinbar", heißt es in dem Schreiben, das Reuters in Auszügen vorliegt. Graichen wiederum argumentiert, das Unternehmen habe einen "kurzen Betriebsstillstand" als ausreichend erachtet, um etwa Brennelemente neu zu konfigurieren und dann den Reaktor wieder anzufahren.

EnBW als Betreiber des AKW Neckarwestheim erklärte, der Konzern sei im Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium zur Klärung der konkreten Details und Fragen. "Erst danach können wir die technische und organisatorische Machbarkeit des aktuell diskutierten Vorschlags bewerten."

Union und auch der Koalitionspartner FDP haben die Reserve als nicht ausreichend bezeichnet und eine mehrjährige Laufzeit-Verlängerung verlangt. Die Lage in Süddeutschland könnte im Winter besonders angespannt sein, da Kohlekraftwerke wegen des Niedrigwassers und Bahn-Problemen nur schwer beliefert werden können, die Windenergie dort kaum ausgebaut ist und Strom nach Frankreich wegen AKW-Revisionen dort abfließt.

(Weitere Reporter: Andreas Rinke, Holger Hansen; redigiert von Hans Seidenstücker Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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