Commerzbank trotz Gewinnsprung an der Börse abgestraft - mauer Ausblick

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor weiteren Problemen mit der polnischen Tochter mBank und ein vorsichtiger Jahresausblick überschatten die Quartalszahlen der Commerzbank.

Trotz eines fast verdoppelten Nettogewinns in den ersten drei Monaten, der über den Erwartungen der Analysten lag, brach die Commerzbank-Aktie an der Börse am Mittwoch ein. Mit einem Kursrutsch von zeitweise mehr als sieben Prozent waren Commerzbank-Titel mit Abstand die größten Verlierer im Dax. Weitere Belastungen durch die mBank, die sich im vergangenen Jahr auf rund eine Milliarde Euro summierten, schloss Finanzchefin Bettina Orlopp nicht aus. Auch der Ausblick für den Zinsüberschuss stellte die Anleger nicht zufrieden, obwohl die Bank ihre Prognose für diese Einnahmequelle anhob. Hier sei der Höhepunkt im ersten Quartal vermutlich erreicht, sagte Orlopp.

Der Nettogewinn verdoppelte sich annähernd auf 580 Millionen Euro. "Es ist mehr als zehn Jahre her, dass die Commerzbank in einem Quartal unter dem Strich mehr als eine halbe Milliarde Euro verdient hat", sagte Bankchef Manfred Knof. Dabei profitierte das Geldhaus von den deutlich gestiegenen Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sieben Mal in Folge angehoben. "Wir sind mit viel Schwung in das Jahr 2023 gestartet und knüpfen damit nahtlos an das starke Vorjahr an", sagte Knof. Das Finanzinstitut sei voll auf Kurs, seine Ziele für 2023 inklusive einer Ausschüttungsquote von 50 Prozent zu erreichen. Das Zinsumfeld sorge weiter für Rückenwind.

LEIDIGES THEMA FRANKEN-KREDITE

Der Ausblick ist jedoch mit einigen Risiken behaftet, etwa die Entwicklung bei der polnischen Tochter. Die mBank kämpft schon seit Jahren mit dem Problem älterer Franken-Kredite. Tausende polnische Kreditnehmer hatten Hypotheken in Franken aufgenommen, um von niedrigeren Zinsen in der Schweiz zu profitieren. Doch der Franken gewann im Vergleich zum Zloty an Wert, die Kosten für die Kunden stiegen. Viele Polen klagten, um aus den teuren Krediten herauszukommen. Allein dieses Thema belastete die Bilanz der Commerzbank im vergangenen Jahr mit rund 650 Millionen Euro.

Im ersten Quartal hat die mBank erneute Vorsorge für Rechtsrisiken bei Schweizer-Franken-Darlehen in Höhe von 173 Millionen Euro getroffen. Zudem unterstellt die Commerzbank bei ihrer Jahresprognose, dass es nur zu einer leichten Rezession in Deutschland kommt.

Die Bank erwartet für das Gesamtjahr 2023 nun einen Anstieg des Zinsüberschusses auf etwa sieben Milliarden Euro. Bisher waren um die 6,5 Milliarden Euro angepeilt worden. Allerdings waren Analysten laut den vom Geldhaus veröffentlichten Schätzungen zuletzt noch von einem höheren Zinsüberschuss 2023 von 7,37 Milliarden Euro ausgegangen. Es sei ein Problem, dass der Ausblick für 2023 von der Entwicklung bei der mBank abhänge, sagte ein Händler. Das Bankhaus Barclays merkte an, die Zahlen zum Zinsüberschuss seien zwar besser ausgefallen als erwartet, der Ausblick falle aber schwächer aus als die jüngsten Schätzungen.

Beim Provisionsüberschuss strebt Knof in etwa das Vorjahresniveau an. Der Konzerngewinn soll deutlich über Vorjahr liegen. 2022 hatte die Commerzbank einen Nettogewinn von rund 1,44 Milliarden Euro erwirtschaftet.

ZINSÜBERSCHUSS LEGT DEUTLICH ZU

In den ersten drei Monaten erwirtschaftete das Institut ein operatives Ergebnis von 875 Millionen Euro - ein Anstieg von 61 Prozent. Die Erträge nahmen allerdings unter anderem aufgrund der Belastungen bei der mBank um 4,5 Prozent auf 2,67 Milliarden Euro ab. Zudem bekam die Commerzbank wie auch andere Geldhäuser zu spüren, dass die EZB die zuvor sehr lukrativen Konditionen für ihre großen Langfrist-Geldspritzen (TLTRO) nachträglich verschärft hat. Das Geschäftsvolumen im Privatkunden- und Firmenkundengeschäft in Deutschland blieb weitgehend stabil. Bereinigt um Sondereffekte und die Belastungen in Polen hätten die Erträge insgesamt leicht zugelegt, erklärte das Geldhaus.

Die Commerzbank erzielte im ersten Quartal einen Zinsüberschuss von 1,95 Milliarden Euro - ein Anstieg von 39 Prozent. Der Provisionsüberschuss schrumpfte dagegen um 5,6 Prozent auf 915 Millionen Euro. Die Risikovorsorge für Kreditausfälle sank deutlich auf 68 Millionen Euro nach 464 Millionen Euro im Vorjahr. Die operativen Kosten legten leicht um 1,8 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro zu. Die Eigenkapitalrendite (RoTE) der Bank verbesserte sich auf 8,3 Prozent nach 4,0 Prozent vor Jahresfrist.

(Bericht von Frank Siebelt, Tom Sims,; Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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