'Enger Lösungskorridor': Gebäude-Klimaplan 2045 vom Scheitern bedroht

dpa-AFX · Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Für das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel klimaneutraler Gebäude bis 2045 wären nach Einschätzung von Fachleuten eine sechsstellige Zahl neuer Fachkräfte und zusätzliches Kapital in dreistelliger Milliarden- bis Billionenhöhe notwendig. Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) geht davon aus, dass die Branche 150 000 bis 200 000 zusätzliche Arbeitskräfte einstellen müsste. Das sagte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa der Deutschen Presse-Agentur.

In einem im März vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Gutachten ist von 215 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen die Rede, die zur energetischen Modernisierung im Bauhandwerk entstehen könnten. "Nur so kann die erforderliche Erhöhung der Sanierungsquote bewerkstelligt werden", heißt es in dem "Hintergrundpapier Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045".

Was den Kapitalbedarf betrifft, ist im Hintergrundpapier des Bundeswirtschaftsministeriums von 448 Milliarden Euro Mehrinvestitionen bis 2045 die Rede.

Die in Kiel ansässige Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen kam im vergangenen Jahr auf eine wesentlich höhere Summe. Auf Basis des Standards EH 115 - des bisherigen Altbaustandards - wären laut Arge Kiel 110 Milliarden Euro pro Jahr notwendig, sagt ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa. Auf Grundlage des vom Bundeswirtschaftsministerium geforderten Standards EH 55 wären es demnach 165 Milliarden im Jahr.

Die vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Gutachter gehen davon aus, dass ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2045 machbar ist, doch der "Lösungskorridor" sei "sehr eng". Läuft nicht alles wie geschmiert, wird der Plan demnach scheitern: "Abweichungen in einzelnen Handlungsfeldern können kaum kompensiert werden und führen zur Zielverfehlung 2045", heißt es in dem Papier./cho/DP/zb

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