ROUNDUP 2: Vitesco setzt mehr um als gedacht - Aktie auf Rekordhoch

dpa-AFX · Uhr

(neu: Kurs aktualisiert, Aussagen Management zu Margenprognose, Break-Even Elektrosparte, Dividende, Conti-Steuerprüfung.)

REGENSBURG (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Vitesco hat im vergangenen Quartal mehr Geschäft gemacht als von Experten erwartet. Allerdings kam der Konzern wegen Abschreibungen in Folge von Verkäufen von Unternehmensteilen weiter nicht aus der Verlustzone heraus. Während das konventionelle Geschäft mit Antriebssystemen für Verbrenner weiter den Löwenanteil des Umsatzes ausmacht und die Elektrosparte nach wie vor operative Verluste einfährt, gehen die Bestellungen bereits weit überwiegend für die Elektroteile ein. 4,5 von rund 5 Milliarden Euro an Aufträgen im Jahr stärken die Zuversicht des Managements um Vorstandschef Andreas Wolf, dass Vitesco auch im Zuge der Antriebswende eine bedeutende Rolle spielt. Die Aktie erreichte ein Rekordhoch.

Das seit kurzem im MDax notierte Papier stieg in der Spitze bis auf 81,35 Euro und notierte zuletzt noch 4,8 Prozent im Plus bei 80,50 Euro. Der Kurs hat sich in diesem Jahr bisher stark entwickelt und fast die Hälfte an Wert gewonnen. Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies schrieb in einer Einschätzung, das Quartal sei hinsichtlich des operativen Ergebnisses und der freien Zahlungsmittel (Free Cashflow) besser als erwartet verlaufen.

Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um mehr als 12 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro, wie Vitesco am Donnerstag in Regensburg mitteilte. In der Sparte rund um Verbrennerantriebe macht Vitesco noch zwei Drittel seines Geschäfts, die bereinigte operative Marge lag hier stabil bei 6,7 Prozent. Der Bereich rund um Elektroantriebe wächst mit einem Umsatzplus von fast einem Drittel deutlich stärker, fährt aber mit der auf minus 3,8 Prozent (VJ: -9,7) verbesserten operativen Marge weiter rote Zahlen ein. 2024 will Vitesco aber nach wie vor operativ die Gewinnschwelle erreichen, sagte Wolf in einer Videokonferenz.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern des Konzerns stieg mit 76,3 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte. Analysten hatten mit einem operativen Ergebnis in dieser Größenordnung gerechnet. Allerdings muss der Antriebsspezialist im Restjahr noch zulegen. Nach sechs Monaten steht die bereinigte operative Marge bei 2,4 Prozent - aufs Gesamtjahr gesehen wollen Wolf und Finanzchef Werner Volz aber 2,9 bis 3,4 Prozent erreichen.

Die Finanzprognosen bestätigte der Vorstand. Im zweiten Quartal sei der Konzern bereits im Rahmen der Margenprognose für das Jahr gelandet und erwarte sich nach wie vor Rückenwind durch Preisverhandlungen mit den Autobauern, sagte Wolf. Die eigenen Lieferanten stünden wegen Liquiditätsproblemen nicht Schlange bei Vitesco, auch wenn es Einzelfälle gebe, in denen Vitesco geholfen habe.

Unter dem Strich weitete Vitesco jedoch die roten Zahlen aus dem ersten Quartal aus. Nachdem in den ersten drei Monaten knapp 51 Millionen Euro Nettoverlust zu Buche gestanden hatten, lag dieser nach sechs Monaten bei 64,5 Millionen Euro. Für den geplanten Verkauf einer italienischen Tochter fielen über 43 Millionen Euro an Sonderaufwendungen an, weil Abschreibungen auf die zum Verkauf stehenden Geschäftsteile notwendig waren.

Volz kündigte an, dass sich die Aktionäre wegen der Sonderfaktoren keine Sorgen um die erste geplante Dividende machen müssen. Ihm zufolge soll der Nettogewinn als Basis für die Ausschüttung um die Effekte bereinigt werden. Vitesco hatte in Aussicht gestellt, 2024 die erste Dividende für das dann abgeschlossene Geschäftsjahr 2023 zahlen zu wollen.

Derweil droht dem Konzern Ärger wegen der Abspaltung vom ehemaligen Mutterkonzern Continentngual im Jahr 2021. Bei der ehemaligen Konzernmutter läuft derzeit laut Vitesco eine Betriebsprüfung unter anderem rund um den sogenannten "Carve-out". Vitesco sei daher steuerlichen Risiken ausgesetzt, weil gemäß dem Abspaltungsvertrag seitens Conti ein Ausgleichsanspruch für mögliche Mehrsteuern gegenüber Vitesco bestehe. Aussagen zum Ausmaß des Risikos konnte Finanzchef Volz nach eigenen Angaben nicht machen, es sei schließlich eine Betriebsprüfung bei einem anderen Unternehmen./men/ngu/zb

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