Lufthansa kippt wegen Streikkosten Gewinnprognose 2024

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Frankfurt (Reuters) - Die Ballung von Streiks bei der Lufthansa und an Flughäfen kostet die Airline-Gruppe in diesem Jahr rund eine halbe Milliarde Euro Gewinn.

Neben direkten Kosten massiver Flugausfälle werde auch nach Beilegung von Tarifkonflikten die Buchungsnachfrage gedämpft, erklärte das Unternehmen am Montag. Die Prognose für das bereinigte Betriebsergebnis senkte die Lufthansa deshalb auf 2,2 Milliarden Euro, nachdem ursprünglich das Vorjahresniveau von knapp 2,7 Milliarden Euro angepeilt worden war. Das Flugangebot wird außerdem nicht so schnell ausgeweitet wie geplant, da neue Flugzeuge auf sich warten lassen. Auch müsse die Pünktlichkeit verbessert werden. Unsicher ist der Ausblick zudem aufgrund nicht absehbarer Folgen der jüngsten Eskalation des Nahost-Konflikts, die ebenfalls zu Flugstreichungen führt.

Die Lufthansa hatte vor Kurzem den Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi über höhere Löhne für das Bodenpersonal und mit der Kabinengewerkschaft UFO für die Flugbegleiter beigelegt. Allein Verdi hatte für fünf Streiktage gesorgt, UFO für einen Tag den Flugverkehr lahmgelegt. Pro Tag führt das zu rund 1000 Flugstreichungen, wovon etwa 100.000 Passagiere betroffen sind, die umgebucht und entschädigt werden müssen. Auch die Ausstände des Sicherheitspersonals an Flughäfen zwangen Flugzeuge im Februar und März auf den Boden, bis sich Verdi und der Arbeitgeberverband BDLS per Schlichterspruch einigten.

BESSERES ZWEITES HALBJAHR

Im ersten Quartal hätten die Streiks das Ergebnis mit rund 350 Millionen Euro belastet, erklärte die Lufthansa. Operativ falle deshalb ein Verlust von 849 Millionen Euro an nach einem Minus von 273 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten rechneten nach der vom Unternehmen veröffentlichten Prognose mit einem Fehlbetrag im saisonal defizitären Auftaktquartal von 554 Millionen Euro. Die Quartalsbilanz wird am 30. April veröffentlicht.

Doch auch im zweiten Vierteljahr kalkuliert die Lufthansa noch mit Streikkosten von rund 100 Millionen Euro. Neben geringeren kurzfristigen Buchungen liege das am anhaltenden Konflikt bei der österreichischen Tochter Austrian Airlines. Die Streiks bei der Kranich-Airline hätten vermutlich Kunden abgeschreckt, erklärte Alex Irving, Analyst von Bernstein Research. Außerdem hätte die Airline wegen der Umbuchungen von ausgefallenen Flügen weniger neue Tickets verkaufen können. Davon dürften Konkurrenten wie die niederländische KLM profitiert haben. Die Buchungen für den Sommer entsprächen aber den positiven Erwartungen, erklärte die Lufthansa weiter, was im zweiten Halbjahr für Gewinnwachstum sorge.

Im März hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bereits das Ziel aufgegeben, in diesem Jahr eine Umsatzrendite von acht Prozent zu erwirtschaften. Höhere Personalkosten mit deutlich einstelligen Zuwächsen pro Jahr durchkreuzen den Plan. Die Airline erkaufte sich damit aber längere Ruhe an der Streikfront, denn die Tarifverträge haben Laufzeiten von zwei bis drei Jahren.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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