DIHK - Fachkräftemangel kann nur mit Maßnahmenbündel der Politik gelöst werden

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2024. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Berlin (Reuters) - Die mehr als 1,5 Millionen offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt können nach Einschätzung der Wirtschaft nur mit einem Maßnahmenbündel der Politik besetzt werden.

Ältere Menschen müssten Anreize haben, länger zu arbeiten, teilte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Dienstag in Berlin mit. Die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren setze aber weiterhin starke Anreize, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Dies müsse abgeschafft werden. Dann könnten finanzielle Anreize helfen, länger zu arbeiten. Außerdem müssen Arbeitslose laut DIHK öfter weitergebildet werden. Nur 34 Prozent der 18- bis 64-jährigen Arbeitslosen hätten zuletzt eine Weiterbildung gemacht.

Der Verband plädierte zudem für eine längere Wochenarbeitszeit, weil Deutschland hier unter dem EU-Durchschnitt liegt - mit 35,3 gegenüber 37,5 Stunden. Eine Erhöhung um 2,5 Stunden pro Woche entspräche etwa 1,2 Millionen zusätzlichen Vollzeitstellen. Das könnte den Fachkräftemangel spürbar entschärfen, so DIHK-Präsident Peter Adrian. "Allein bei Eltern ist das Potenzial enorm. Häufig hindern fehlende Betreuungsangebote sie daran, ihre Arbeitszeit auszuweiten." Zudem muss laut DIHK das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz schnell umgesetzt werden. Auch Frauen mit Migrationshintergrund sollten stärker in den Blick genommen werden.

Adrian zufolge wird das Fachkräfte-Problem noch unterschätzt. Jedes Jahr verließen 400.000 mehr Ältere den Arbeitsmarkt, als Junge hinzukämen. "Diese Lücke wird immer größer und bedroht ganz konkret unseren Wohlstand. Selbst wenn nur eine Million Stellen nicht besetzt sind, fehlen unserer Volkswirtschaft Jahr für Jahr rund 50 Milliarden Euro an Wertschöpfung – das entspricht mehr als einem Prozent unseres jährlichen Bruttoinlandproduktes."

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Neueste exklusive Artikel