KI-Börsenrally erhält mit Nvidia-Ausblick neue Nahrung

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Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf weiter sprudelnde Gewinne beim KI-Branchenprimus Nvidia hat die Aktienanleger am Donnerstag bei Laune gehalten.

Der Dax kletterte bis zum Nachmittag um 0,4 Prozent auf 18.755 Punkte, der EuroStoxx50 gewann 0,7 Prozent auf 5061 Zähler. An der Wall Street lagen die Indizes vorbörslich ebenfalls klar im Plus, angeführt von Kursgewinnen im Tech-Sektor.

Halbleiterriese Nvidia rechnet im laufenden Quartal mit einem Umsatz von rund 28 Milliarden Dollar, knapp 1,4 Milliarden mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Das bestärkte die Hoffnung der Anleger auf einen nachhaltigen Boom in der Branche für Künstliche Intelligenz (KI). Die Aktien von Nvidia sprangen im vorbörslichen US-Geschäft um mehr als sieben Prozent nach oben und könnten zur Eröffnung somit erstmals mehr wert sein als 1000 Dollar. Auch in Europa griffen die Investoren im Tech-Sektor zu: Aktien wie Infineon, Aixtron und ASML gewannen zwischen 0,5 und vier Prozent. Investmentexperte Pascal Koeppel von Vontobel Swiss Financial Advisors mahnte jedoch zur Vorsicht: "Nvidia hatte großartige Zahlen, aber wir sehen aus der Geschichte, dass es ein großes Risiko ist, nur einem Sektor ausgesetzt zu sein. Wir haben das Gleiche bei vielen Branchen gesehen: Öl, die Banken vor 2008."

ZINSAUSSICHTEN NACH FED-PROTOKOLLEN WEITER UNKLAR

Die Protokolle der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed dämpften die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in den USA. Denn die Inflation lässt langsamer nach als von den Notenbankern erwartet. "Eine interessante Erkenntnis der letzten 24 Stunden ist, dass die Zentralbanken nach wie vor unsicher sind, wie sie ihre Politik gestalten und wie hoch die Zinsen sein müssen, um die Inflation einzudämmen", kommentierte Kyle Rodda, Analyst bei der Handelsplattform Capital.com.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende der Fed bei ihren Sitzungen im September und November wird an den Terminmärkten nach wie vor auf rund 60 und 70 Prozent geschätzt. Manche Analysten sagen, die erste Zinssenkung könnte auch erst 2025 kommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) bestärkte die Anleger indes in ihrer Annahme, dass mit einer ersten Zinssenkung im Juni zu rechnen sei. Der Zinsentscheid der Währungshüter steht am 6. Juni in Frankfurt an. Der Euro gewann 0,3 Prozent auf 1,0854 Dollar. Der Dollar-Index lag 0,2 Prozent schwächer bei 104,70 Punkten.

GERRESHEIMER UND CTS EVENTIM MIT KURSSPRÜNGEN

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen die Aktien von Gerresheimer, die um knapp 15 Prozent zulegten. Der Spezialverpackungsanbieter kauft die Muttergesellschaft des ebenfalls in der Branche tätigen Unternehmens Bormioli Pharma.

Die Anleger deckten sich auch mit CTS Eventim ein. Starke Zahlen bescherten dem Ticketvermarkter und Konzertveranstalter ein Rekordhoch. Die Titel kletterten um mehr als zehn Prozent auf 89,35 Euro. "Selbst im ersten Quartal, in dem branchenweit tendenziell weniger Umsatz generiert wird, verzeichnete CTS ein erhebliches Wachstum", kommentierten die Experten der US-Investmentbank Jefferies.

In Großbritannien drückte die Entscheidung des britischen Premierministers Rishi Sunak für eine überraschend frühe vorgezogene Parlamentswahl die Aktien von Energie- und Wasser-Unternehmen. Aktien von Drax, Pennon Group und United Utilities brachen um bis zu acht Prozent ein. Die britischen Wasserversorger sehen sich seit der Privatisierung des Sektors zunehmender Kritik ausgesetzt.

(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)