Geldpolitik

Chefvolkswirt Lane - EZB bereit für Zinssenkung kommende Woche

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank steht laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane in den Startlöchern für eine Zinssenkung in der kommenden Woche.

"Wenn es keine größeren Überraschungen gibt, reicht das, was wir derzeit sehen aus, um das oberste Niveau der Restriktion wegzunehmen", sagte Lane in einem am Montag veröffentlichten Interview der "Financial Times". Unter einem restriktiven Zinsniveau verstehen Währungshüter eine Zinshöhe, bei der eine Volkswirtschaft gebremst wird. Die Daten würden in den kommenden Monaten helfen zu entscheiden, mit welcher Geschwindigkeit die EZB ihre Geldpolitik noch weiter lockere. Der nächste Zinsentscheid steht am 6. Juni an. Dann steht eine Zinssitzung am 18. Juli an.

Die EZB hält den Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, seit September 2023 auf dem Rekordniveau von 4,0 Prozent. Das Inflationsziel der Eurowächter einer Teuerung von 2,0 Prozent ist mit einer Rate von 2,4 Prozent im April inzwischen in greifbare Nähe gerückt.

Aus Lanes Sicht muss die EZB darauf achten, dass die Schlüsselzinsen in diesem Jahr in der restriktiven Zone bleiben. "Aber innerhalb dieser restriktiven Zone können wir uns etwas nach unten bewegen." Die Notenbank könne so sicherstellen, dass die Inflation nicht oberhalb des Zielwerts steckenbleibe, sagte der Ökonom.

An der Börse haben Anleger ihre Zinssenkungserwartungen für dieses Jahr etwas abgeschwächt, nachdem neue Daten eine Zunahme des Lohnwachstums im Euroraum zu Jahresbeginn gezeigt hatten. Die Tariflöhne stiegen im ersten Quartal um 4,7 Prozent - nach einem Anstieg von 4,5 Prozent im Schlussquartal 2023. Lane zufolge stimmt die Richtung jedoch weiter: "Die allgemeine Richtung der Löhne zeigt immer noch auf Abschwächung hin, was wesentlich ist." Das Lohnwachstum gilt als einer der Haupttreiber der Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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