Online-Riese AliExpress will mit Fußball gegen Temu&Co punkten

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Shanghai (Reuters) - Die Fußball-Europameisterschaft und die Sport-Ikone David Beckham sollen dem Online-Händler AliExpress helfen, Boden gegenüber den chinesischen Billig-Versendern Temu und Shein gutzumachen.

Beckham, ehemaliger Kapitän der englischen Nationalmannschaft und Ehemann der Designerin und Musikerin Victoria Beckham, wurde als Markenbotschafter verpflichtet, wie der Mutterkonzern Alibaba mitteilte. Mit dem ehemaligen Weltklassekicker soll die Alibaba-Tochter bekannter gemacht werden - nicht zuletzt bei den zahlreichen Fußball-Fans rund um den Globus. Auch die Europameisterschaft in Deutschland soll AliExpress auf die Sprünge helfen, dort ist der Händler Partner der UEFA.

Der chinesische Online-Riese Alibaba hat sich nach langem Zögern schließlich entschieden, massiv in das internationale Geschäft zu investieren, da sich das Wachstum in seinem Heimatmarkt verlangsamt. Das Geschäft Alibabas abseits der Volksrepublik - inklusive der Tochter AliExpress - wies von Januar bis März bereits Wachstumsraten beim Umsatz von 45 Prozent aus. Alibaba reagiert damit auch auf den Siegeszug der Online-Händler Temu und Shein, die auch Europa mit Billig-Ware von Kleindung bis Schmuck überziehen.

AliExpress könnte nun auch eine Preisschlacht zum Kicker-Turnier in der Bundesrepublik ausrufen. "Außergewöhnliche Rabatte" und Angebote auf AliExpress wurden bereits angekündigt. Gepaart wird die Kampagne mit Marken-Botschafter Beckham, um weitere Fußball-Fans auf die Alibaba-Seiten im Internet zu locken.

TEMU WARB BEIM SUPER BOWL

Inspiriert scheint das Vorgehen dabei auch vom Erzrivalen PDD Holdings und seiner Marke Temu. Die Billig-Plattform hatte mit Werbung rund um das US-Football-Großereignis Super Bowl die US-Konsumenten umgarnt. Und dies nicht ohne Erfolg - der Beraterfirma Apptopia zufolge luden am Spieltag 34 Prozent mehr Verbraucher die Temu-App herunter als am Tag zuvor. Mit Blick auf die Demografie und das Konsumverhalten ähnelten sich Fußball- und Football-Fans in Europa, Südamerika und den USA, sagte Werbeexperte Humphrey Ho von der Berateragentur Hylink Digital. Es handele sich um Käufergruppen, die auf den Preis achteten und von der hohen Inflation getroffen würden - also auch um Zielgruppen der Billig-Portale.

Alibaba tritt nun aber nicht ganz neu auf das Spielfeld. Der Gründer Jack Ma hatte schon 2017 angekündigt, bis 2036 zwei Milliarden Kunden rund um den Globus bedienen zu wollen. Doch wurden zuletzt viele Märkte dem Rivalen Temu überlassen. Alibaba habe zu lange gezögert, sagte Branchenbeobachter Jianggan Li von Momentum Works. Der Konzern habe intern über Jahre diskutiert, ob er Amazon im US-Heimatmarkt angreifen solle. Konkurrent Temu habe dies dagegen ohne lange Debatten einfach getan. Schätzungen von Experten zufolge hatte Temu 2023 insgesamt schon einen Umsatz von rund 18 Milliarden US-Dollar eingefahren. Die Mutter PDD macht keine Angaben zu Zahlen der Tochter. Alibaba habe nun keine andere Chance, als auf die Herausforderung durch die rasant wachsende Temu zu reagieren, sagte Branchenexperte Li. Sonst könnte ein Abstieg drohen - und den sollen auch Beckham und die Fußball-Europameisterschaft verhindern helfen.

(Bericht von Casey Hall, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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