Israel verschärft Offensive gegen Hisbollah im Libanon

- von Ari Rabinovitch und Maya Gebeily
Jerusalem (Reuters) - Das israelische Militär verschärft seine Offensive gegen die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon.
Die Luftwaffe bombardierte am Montag gleichzeitig Ziele im Süden, Osten und Norden des Libanon. Es war die bislang umfangreichste Angriffswelle, seit sich der Konflikt im Zuge des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr zuspitzte und in der vergangenen Woche eskalierte. Die Bevölkerung wurde telefonisch und über Medien dazu aufgerufen, sich von Stellungen der Hisbollah fernzuhalten und sofort Häuser zu verlassen, die von der Miliz als Waffenverstecke genutzt würden, da Angriffe auf diese Gebäude unmittelbar bevorstünden.
Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari machte deutlich, dass auch ein Bodeneinsatz im Libanon nicht ausgeschlossen wird. Auf die Frage von Journalisten, ob dies eine Option sei, antwortet er, man werde alles tun, was nötig sei, damit die Menschen im Norden Israels sicher in ihre evakuierten Häuser zurückkehren könnten.
"Wir vertiefen unsere Angriffe im Libanon", sagte Verteidigungsminister Joaw Gallant. Seine Mitbürger rief er dazu auf, Ruhe zu bewahren. "Dies sind die Tage, in denen die israelische Bevölkerung Fassung bewahren muss." Er signalisierte damit, dass mit einer Zunahme des Beschusses vonseiten der Hisbollah zu rechnen ist.
Die Lage an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon hat sich mit Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen dramatisch verschärft. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, weil die Kampfhandlungen zwischen Israel und der mit der palästinensischen Hamas verbündeten Hisbollah seit Monaten immer weiter zugenommen haben. In der vergangenen Woche eskalierte die Situation schließlich, nachdem an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zunächst Tausende Pager und Funkgeräte im Libanon explodierten und dadurch zahlreiche Menschen getötet und verletzt wurden. Für die Aktion wird Israel verantwortlich gemacht, das dazu aber bislang keine Stellungnahme abgegeben hat. Es folgten israelische Luftangriffe und einige der heftigsten gegenseitigen Schusswechsel über die israelisch-libanesische Grenze hinweg seit Beginn des Gaza-Kriegs.
ANGRIFFE AUS MEHREREN LANDESTEILEN GEMELDET
Militärsprecher Hagari teilte mit, dass die Evakuierungsaufforderung in arabischer Sprache an sämtliche Sendeanstalten und Plattformen im Libanon verteilt worden sei. Bewohner wurden zudem telefonisch von einer libanesischen Nummer aus dazu aufgerufen, sich umgehend 1000 Meter von Hisbollah-Stellungen zu entfernen. Das berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, der selbst so einen Anruf erhielt.
Hagari zufolge hat die Hisbollah über Jahre hinweg im Süden des Libanon Waffen in Häusern versteckt, darunter Marschflugkörper. Auf einer Presseveranstaltung präsentierte er ein Video mit Luftaufnahmen, die zeigen sollen, wie die Hisbollah versucht, einen solchen Marschflugkörper vom Dach eines Privathauses im Libanon zu starten. Noch bevor er abhebt, wird ein israelischer Angriff gezeigt.
Am Montag wurden massive Angriffe aus mehreren Landesteilen des Libanon gemeldet. Betroffen waren Reuters-Korrespondenten zufolge im Süden Ortschaften an der Grenze zu Israel sowie auch weiter nördlich gelegene Gebiete. Östlich der Hafenstadt Byblos schlug staatlichen Medien zufolge und nach Angaben eines Anwohners eine Rakete in einer unbewohnten Gegend ein, die bislang von Luftangriffen verschont gewesen sei. Der von der Hisbollah kontrollierte TV-Sender Al-Manar berichtete über israelische Luftangriffe auf die Außenbezirke vieler Städte und Dörfer im Süden, in der Bekaa-Ebene im Osten des Landes sowie in der Gegend von Hermel im Nordosten. Dort sei mindestens ein Mensch getötet worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.
(geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)