Chinas Konsum schwächelt - Industrie übertrifft Erwartungen

Reuters · Uhr
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Peking (Reuters) - Aus China kommen kurz vor dem Amtsantritt des mit hohen Importzöllen drohenden designierten US-Präsidenten Donald Trump widersprüchliche Konjunktursignale.

Die Industrie steigerte ihre Produktion im November kräftig, während der Umsatz der Einzelhändler hinter den Erwartungen zurücklieben. Die Produktion wuchs um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Damit wurden sowohl die Prognosen der Analysten als auch der Oktoberwert von jeweils 5,3 Prozent übertroffen. Dagegen mehrten sich die Hinweise für eine anhaltende Konsumschwäche. Die Einzelhändler steigerten ihren Umsatz im November nur noch um 3,0 Prozent, nachdem es im Oktober noch zu einem Plus von 4,8 Prozent gereicht hatte. Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 4,6 Prozent gerechnet.

"Chinas Wirtschaftspolitik hat trotz klarer Anzeichen einer anhaltenden Schwäche erstaunlich konsequent die Hersteller bevorzugt gegenüber den Verbrauchern", sagte der unabhängige Ökonom Dan Wang aus Shanghai. "Man kann also davon ausgehen, dass die Produktionskapazitäten zunehmen werden, was möglicherweise das Problem der Überkapazitäten verschärft." Das dürfte die chinesischen Unternehmen motivieren, sich auf ausländischen Märkten nach Absatzchancen umzusehen.

Insgesamt hat die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Monaten an Dynamik verloren. Nach dem Einzug von Trump ins Weiße Haus droht neuer Gegenwind: Der Republikaner hat im Wahlkampf damit gedroht, alle chinesischen Importe mit Zöllen von 60 Prozent zu belegen. Die Regierung in Peking hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Konjunktur zu stützen. Dazu zählen unter anderem Steuersenkungen und eine Lockerung der Geldpolitik. "Wir bezweifeln jedoch, dass die Konjunkturimpulse mehr als eine kurzfristige Verbesserung bringen können - nicht zuletzt, weil die aktuell starke Exportnachfrage wohl nicht anhalten wird, wenn Präsident Trump seine Zolldrohungen umzusetzen beginnt", sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen trauen der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft im kommende Jahr ein Wachstum von 4,5 Prozent zu. Die Regierung hat für das zu Ende gehende Jahr ein Wachstumsziel von fünf Prozent ausgegeben.

(Bericht von Kevin Yao, Joe Cash und Ethan Wang, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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