Dax dämmt Verluste ein, Auto-Aktien leiden unter neuen Zöllen

Der Dax hat die Verluste des Vortags am Donnerstag noch ein wenig vergrößert. Auslöser waren die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Autozölle, wenngleich der Leitindex einen Teil der anfänglichen Verluste im Handelsverlauf aufholen konnte. Trotz einer freundlicheren Wall Street schaffte es der Dax aber nicht mehr in die Gewinnzone.
Letztlich schloss der Dax 0,70 Prozent schwächer bei 22.678 Punkten. Damit blieb der deutsche Leitindex unter der für den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Durchschnittslinie. Diese hatte ihm in der Konsolidierung vom Rekordhoch bei 23.476 Punkten bis vor kurzem noch Halt geboten.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 0,80 Prozent auf 28.633 Punkte ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,23 Prozent bergab.
Dass Trump zum 3. April die schon früher angedrohten Auto-Importzölle in Kraft setzen will, sorge am deutschen Aktienmarkt für Nervosität, schrieben die Experten der Landesbank Helaba. Dazu kämen die stockenden Koalitionsgespräche in Berlin. Der Broker Index Radar betonte indes, mit den nun verkündeten Autozöllen "ist die Katze zumindest teilweise aus dem Sack". Dass die neuen Zölle für Einfuhren aus Kanada und Mexiko nur auf den dort geschaffenen Mehrwert erhoben würden, entlaste die deutschen Autobauer etwas.
Auto-Werte im Dax unter Druck
Im Dax belegten die Autotitel hintere Plätze. Porsche AG, Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen verloren zwischen 1,5 und 2,8 Prozent. Deutliche Kurseinbußen gab es auch beim Zulieferer und Reifenhersteller Continental. Europaweit stand die Branche ebenfalls unter Druck. Die Zölle sollen für alle importierten Autos gelten - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen.
Für BASF ging es um 3,5 Prozent bergab. Die US-Bank JPMorgan sprach im Rahmen einer pessimistischen Neubeurteilung der Branche ein negatives Votum für den Chemiekonzern aus. BASF attestierte Analyst Chetan Udeshi eine vergleichsweise hohe Bewertung.
Offerte für ProSiebenSat.1 enttäuscht Anleger
Im Nebenwerte-Index SDax büßte der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 gut zehn Prozent ein. Zur Wochenmitte hatten die Aktien noch von Berichten über ein mögliches Übernahmeangebot des Konkurrenten und Großaktionärs MediaForEurope profitiert. Diese betätigten sich. Allerdings wollen die Italiener nur den gesetzlichen Mindestpreis bezahlen. "Das ist nicht das Gebot, auf das die Bullen gehofft hatten", kommentierte Warburg-Analyst Jörg Philipp Frey. Für die meisten Anleger sei die nun erwartete Offerte unattraktiv.
Ansonsten stand am Donnerstag eine Flut an Geschäftszahlen überwiegend aus der zweiten und dritten Börsenreihe auf der Agenda. Rational gehörte mit minus 4,8 Prozent zu den schwächsten MDax-Werten. Die endgültigen Resultate des Profiküchen-Ausrüsters stimmten mit den vorläufigen Eckdaten überein, schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Die Aktien seien aber sehr hoch bewertet. Dagegen profitierte der Logistikdienstleister Jungheinrich mit plus 1,3 Prozent von einem erfreulichen Ausblick.
Im SDax zählten SMA Solar und Kontron mit ProsiebenSat.1 zu den größten Verlierern. Beim Wechselrichter-Hersteller SMA monierten Börsianer einen nur teilweise überzeugenden Auftragseingang. Die Aktien sackten um 8,8 Prozent ab.
Kontron wächst weniger als erhofft
Derweil hatten die 5,4 Prozent schwächeren Titel des Technologiekonzerns Kontron, der seine Dividende erhöhte, vorbörslich noch klar angezogen. Jefferies-Analyst Martin Comtesse sprach von einem enttäuschenden Wachstum im Schlussquartal. Er sieht zudem das für 2025 angepeilte operative Ergebnis (Ebitda) von mindestens 220 Millionen Euro unter der Konsensschätzung.
Dagegen eroberte Vossloh mit plus 5,5 Prozent einen der vorderen Plätze im Index. Der Profiteur des deutschen Infrastrukturprogramms überzeugte mit soliden Zahlen und einem rekordhohen Auftragseingang. "Der Ausblick lässt noch Überraschungspotenzial", kommentierte Baader-Expertin Zana Mamelli.
Gold steigt wieder knapp unter das Rekordhoch
Unterdessen legte der Kurs des Euro trotz der neuen US-Zölle zu und überstieg die Marke von 1,08 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,0822 Dollar. Am Morgen hatte sie noch fast einen Cent niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0785 (Mittwoch: 1,0788) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9272 (0,9269) Euro.
Einmal mehr suchten die Anleger auch den sicheren Hafen Gold. Der Preis je Feinunze (31,1 Gramm) zog am Donnerstag um 1,31 Prozent auf 3.051 US-Dollar an. Damit notierte der Kurs nur wenige Dollar unter seinem Rekordhoch. Auch in Euro gerechnet verteuerte sich Gold, wenngleich nur um 0,48 Prozent auf 2.825 Euro je Feinunze.
(mit Material von dpa-AFX)