Der Überblick: Alles, was du zur Zoll-Panik der Börsen wissen musst
Solche Tage erleben Anleger hoffentlich nicht mehr so schnell. Nach heftigen Verlusten am Mittwoch und Donnerstag ging es auch am Montag erneut bergab an den Börsen. Hier bekommst du einen Überblick der Situation an den Märkten.

Was ist passiert?
Über das Wochenende haben sowohl Trump als auch enge Vertraute des US-Präsidenten, unter anderem Finanzminister Scott Bessent, nochmal verdeutlich, die harte Zollpolitik beibehalten zu wollen.
Deutlich gemacht hat das am Montag zudem Trumps Handelsberater Peter Navarro. Das Land Vietnam hatte erklärt, alle Zölle auf US-Importe eliminieren und verhandeln zu wollen. Doch Navarro erklärte, auch das sei noch nicht genug, um die USA zur Aufgabe der Zölle zu bewegen.
Am Montagnachmittag hieß es dann überraschend, Trump wolle die harschen Zölle vorerst für 90 Tage aussetzen, was das Weiße Haus aber umgehend dementierte. Mehr noch: Trump legte noch nach.
Über die Kurznachrichtenplattform „Truth Social“ drohte Trump gegenüber China nochmals zusätzliche 50 Prozent an Zöllen ab dem 9. April an, da das Land Vergeltungszölle angekündigt hatte. Die US-Regierung hatte bei der Verkündung der Zölle am vergangenen Mittwoch explizit davor gewarnt, darauf mit Gegenzöllen zu antworten.
China gehört mit eine Zollsätz von künftig 54 Prozent zu den Ländern, deren Einfuhren die USA besonders bestrafen. Auch Importe aus der Europäischen Union belegte der US-Präsident mit einem Zollsatz von 20 Prozent. So gut wie niemand hatte damit gerechnet, dass Trumps Zoll-Rundumschlag so harsch ausfallen würde.
Immerhin: Laut Trump wolle man mit anderen Ländern, die um Verhandlungen gebeten haben, ins Gespräch kommen. Um welche Handelspartner es dabei gehe, ließ Trump aus.
Wie tief fiel der Dax?
Nach einem Minus von gut zehn Prozent zum Handelsauftakt reduzierte der Dax seine Verluste im Handelsverlauf deutlich. Letztlich schloss der Index so 4,13 Prozent tiefer bei 19.789. Allerdings schließt der Dax damit den dritten Handelstag in Folge mit einem Verlust von mehr als drei Prozent – das hatte es zuvor nur einmal gegeben, und zwar 2002.
Von seinem jüngsten Rekordhoch aus ist der Dax nun fast 16 Prozent gefallen. Damit befindet er sich gemäß Definition schon in einer Korrektur, zu einem Bärenmarkt fehlen noch vier Prozent Minus.
Richtige Bärenmärkte dauern länger als nur wenige Tage. Schlimmstenfalls stehen den Anlegern dann Monate, sogar Jahre mit fallenden Kursen bevor. Darüber hinaus kann es nochmal länger dauern, bis nach der Bodenbildung alte Niveaus wieder erreicht werden. Mehr dazu kannst du an dieser Stelle erfahren.
Wie erging es den übrigen Märkten?
Teilweise noch schlechter. Chinas Börsen rauschten zum Wochenauftakt in die Tiefe, der Hongkonger Hang Seng verlor 13,2 Prozent auf 19.828 Punkte. Allerdings waren die Börsen in China am Freitag feiertagsbedingt geschlossen. Frankreichs CAC 40 stürzte um 4,78 Prozent ab, der britische Leitindex FTSE 100 um 4,64 Prozent.
Und die Wall Street?
In New York sprangen die Kurse zwischenzeitlich sogar ins Plus, aufgrund der Nachricht, Trump wolle die Zölle pausieren. Das stellte sich hinterher aber als falsch heraus, weshalb die Wall Street nur Minuten später wieder ebenso absackte wie die übrigen Märkte.
Die Verluste hielten sich jedoch in Grenzen, gemessen am Abverkauf in Asien und Europa. Zum Börsenschluss in Frankfurt notierte der Leitindex Dow Jones 1,92 Prozent tiefer, der S&P 500 verlor 1,44 Prozent und der Nasdaq 100 1,14 Prozent.
Allerdings befindet sich der Nasdaq 100 mit einem Minus von rund 23 Prozent seit dem Allzeithoch bereits in einem Bärenmarkt. Der Dow ist mit einem Verlust von 17 Prozent seit dem Rekord im Korrekturmodus, ebenso der S&P 500.
Welche Werte performten besser?
Es gab einige wenige Gewinner am deutschen Aktienparkett. Im Dax kletterten die Aktien des Medizintechnik-Konzerns Qiagen um 2,3 Prozent nach einer erhöhten Gewinnprognose. Auch die Titel der Commerzbank legten leicht zu.
Die übrigen 36 Indexwerte verbuchten Verluste, wobei die Spanne breit war. Autowerte wie Mercedes-Benz oder die Porsche AG sanken nur leicht, am Indexende verloren indes die Münchner Rück sowie der Wettbewerber Hannover Rück jeweils rund sieben Prozent.
Auf Sicht von einer Woche gibt es nur einen Gewinner: Den Immobilienkonzern Vonovia. Die Aktien hatten vor kurzem massiv unter dem Zinsanstieg bei Bundesanleihen gelitten, und profitierten nun umgekehrt von einem Fall der Umlaufrenditen.
Und die anderen Anlageklassen?
Die in der Vorwoche gefragten Anleihen verbuchten ebenfalls Verluste. Üblicherweise gelten Anleihen als „sicherer Hafen“, wenn es an den Aktienmärkten volatil wird. Am Montag aber belasteten Gewinnmitnahmen auch Bonds, sodass der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,39 Prozent auf 130,01 Punkte fiel.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg indes auf 2,61 Prozent. Umlaufrenditen und Kurse bewegen sich bei Anleihen invers, höhere Renditen signalisieren also fallende Kurse.
Die Krisenwährung Gold verlor ebenso deutlich. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) sank um 1,9 Prozent auf 2.980 US-Dollar. Die jüngst eroberte Marke von 3.000 Dollar ist damit erstmal verloren. In Euro gerechnet hielt sich der Preis bei rund 2.734 Euro.
Im Sog der Märkte stürzten auch Kryptowährungen ab. Zuletzt handelte Bitcoin als weltgrößte Kryptowährung 4,5 Prozent tiefer bei 78.239 Dollar. Vom Allzeithoch bei 106.000 Dollar hat Bitcoin damit nun schon rund 26 Prozent an Wert verloren.
Damit befindet sich auch Bitcoin, welches unter Anhängern gerne auch zu „digitalem Gold“ erklärt wird, ebenfalls in einem Bärenmarkt.
Wie geht es jetzt weiter?
Praktisch nicht abzuschätzen. Die US-Regierung scheint gewillt, die harte Zollpolitik durchzuziehen. US-Großbanken wie Goldman Sachs erhöhen die Chancen einer Rezession in den USA immer weiter nach oben, mittlerweile auf 45 Prozent. Eine Rezession wäre ein weiterer Faktor, der den Märkten im weiteren Jahresverlauf zusetzen könnte.
Zugleich notieren die „Angstbarometer“ der Börsen auf erhöhten Niveaus. Der US-Volatilitätsindex VIX rangiert mit 49 Punkten so hoch wie seit Beginn der Coronavirus-Pandemie nicht mehr, ebenso sein deutsches Pendant, der VDax-New.
Diese Indizes werden basierend auf Optionen mit einer Restlaufzeit von 30 Tagen auf den S&P 500 und Dax berechnet. Wollen sich Anleger gegen Kursstürze absichern, kaufen sie Optionen, deren Kurs dadurch steigt – und in der Folge auch die Vola-Indizes treibt. Die Indizes deuten daher aktuell an, dass es noch eine Weile lang so volatil bleiben kann wie in den vergangenen Handelstagen, mit Tendenz nach unten.