Umfrage

Trumps Handelspolitik belastet in USA ansässige deutsche Unternehmen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Shutterstock.com/Karolis Kavolelis

Berlin (Reuters) - Die US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump lässt die deutschen Unternehmen in den Vereinigten Staaten deutlich pessimistischer in die Zukunft blicken.

Nur noch 14 Prozent rechnen mit einer konjunkturellen Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht. Im Herbst 2024 - also vor Trumps Amtsantritt im Januar - lag dieser Wert noch bei 38 Prozent. Gleichzeitig gehen 44 Prozent der mehr als 100 befragten Unternehmen aktuell von einer wirtschaftlichen Verschlechterung aus – eine Versechsfachung im Vergleich zur vorigen Erhebung (7 Prozent). Auch bei den Geschäftserwartungen zeigt sich der Abwärtstrend: Nur noch jeder dritte Betrieb rechnet mit einer positiven Geschäftsentwicklung, rund ein Viertel mit einer Verschlechterung.

"Was wir derzeit beobachten, ist eine regelrechte Zick-Zack-Politik der US-Regierung", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Das schürt Unsicherheit, hemmt Investitionen und verunsichert selbst langjährig etablierte Unternehmen." Die DIHK setzt deshalb auf die Reise von Bundeskanzler Friedrich Merz nach Washington. Dort will der CDU-Politiker am Donnerstag mit Trump zusammentreffen.

Ein zentraler Grund für den Pessimismus der in den USA präsenten deutschen Unternehmen ist den Angaben zufolge die unberechenbare US-Handelspolitik. Seit März überschlagen sich in Washington die Ankündigungen zu neuen Zöllen – auf Stahl, Aluminium, Autos und schließlich breitflächig auf EU-Importe. Auch wenn einige Maßnahmen kurzfristig wieder ausgesetzt worden seien, bleibe die Unsicherheit das Grundproblem. "Was die Unternehmen heute vermissen, ist Verlässlichkeit", sagte Treier. "Die sprunghaften Ankündigungen und Rücknahmen von Zöllen lähmen Investitionsentscheidungen und werfen grundsätzliche Fragen zur Zukunft des Standorts USA auf."

"VERTREIBT KAPITAL UND VERTRAUEN"

Die Unsicherheit schlägt auf die Investitionsbereitschaft durch. Nur noch 24 Prozent der deutschen Unternehmen in den USA planen aktuell, ihre Investitionen vor Ort auszuweiten. Im Herbst 2024 waren es noch 37 Prozent gewesen. Gleichzeitig geben nun 29 Prozent an, ihre Investitionen zurückfahren zu wollen – zuvor lag dieser Wert bei lediglich 18 Prozent.

"Die Handelspolitik der USA zielt darauf, Industrie und Arbeitsplätze ins Land zu holen", sagte Treier. "Doch sie erreicht aktuell das Gegenteil – sie vertreibt Kapital und Vertrauen." Investitionen würden vertagt, andere Märkte werden zunehmend in Betracht gezogen.

70 Prozent der Firmen sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als eines der größten Geschäftsrisiken – im Herbst 2024 lag dieser Wert noch bei 46 Prozent. Auch Handelsbarrieren gewinnen stark an Bedeutung: 71 Prozent der Unternehmen berichten von Nachteilen durch die Bevorzugung einheimischer Anbieter – eine drastische Steigerung gegenüber nur 21 Prozent im Vorjahr. 41 Prozent der Unternehmen berichten mittlerweile von gestörten Lieferketten. Im Herbst 2024 waren es lediglich 16 Prozent. Rechtsunsicherheit wird ebenfalls häufiger als Risikofaktor genannt: inzwischen von 21 Prozent der Befragten, fast eine Vervierfachung im Vergleich zu Herbst 2024.

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