Tote bei iranischen Angriffen auf Ziele in Israel

- von Alexander Cornwell und Parisa Hafezi und Jeff Mason
Tel Aviv/Dubai/Washington (Reuters) - Bei iranischen Raketenangriffen auf Israel am frühen Montagmorgen sind nach Angaben des Militärs mindestens acht Menschen getötet worden.
In Tel Aviv und Haifa wurden Wohnhäuser getroffen. Damit stieg die Zahl der israelischen Todesopfer seit Freitag auf 23. Über 100 weitere Menschen wurden bei dem nächtlichen Beschuss verletzt. Auf iranischer Seite wurden nach Angaben von Gesundheitsbehörden seit Freitag mindestens 224 Menschen getötet. Die Angriffe sind Teil einer Vergeltungswelle der Islamischen Republik für Israels präventive Angriffe auf iranische Atom- und Raketenprogramme.
In Haifa liefen am Morgen Rettungsaktionen, etwa 30 Menschen wurden in der Stadt verletzt. Laut Medienberichten waren Brände in einem Kraftwerk nahe dem Hafen zu sehen. Videoaufnahmen zeigten mehrere Raketen über Tel Aviv. Explosionen waren dort und über Jerusalem zu hören. In Tel Aviv wurden mehrere Wohngebäude in einem dicht besiedelten Viertel zerstört. Die Explosion zerschmetterte Fenster von Hotels und anderen nahegelegenen Häusern nur wenige hundert Meter von der US-Botschaft entfernt. Der US-Botschafter erklärte, das Gebäude sei leicht beschädigt worden, verletzt worden sei aber niemand.
Raketen schlugen vor Tagesanbruch auch nahe des Schuk HaCarmel ein, eines beliebten Marktes in Tel Aviv. Dort sind normalerweise viele Einwohner und Touristen unterwegs. In der Nähe befinden sich auch beliebte Bars und Restaurants. Auch eine Wohnstraße im nahegelegenen Petah Tikva und eine Schule in der ultraorthodoxen jüdischen Stadt Bnei Brak wurden getroffen.
"DER ARROGANTE DIKTATOR"
Irans Revolutionsgarden teilten mit, bei den jüngsten Angriffen sei eine neue militärische Methode verwendet worden. Diese habe dazu geführt, dass Israels mehrschichtige Abwehrsysteme sich gegenseitig beschossen hätten. So habe der Iran erfolgreich mehrere Ziele treffen können. Israelische Regierungsvertreter haben wiederholt erklärt, dass das "Iron-Dome"-Abwehrsystem nicht zu 100 Prozent wirksam sei. Sie haben vor schwierigen Tagen gewarnt.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz sagte über den Obersten Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei: "Der arrogante Diktator von Teheran ist zu einem feigen Mörder geworden." Aber Israel werde zurückschlagen: "Die Bewohner von Teheran werden den Preis zahlen, und zwar bald." Das israelische Militär gab am Montagmorgen bekannt, erneut Kommandozentralen der Revolutionsgarden und des iranischen Militärs angegriffen zu haben. Die Zahl der Todesopfer im Iran war über das Wochenende bereits auf mindestens 224 gestiegen. Nach Angaben eines Sprechers des iranischen Gesundheitsministeriums waren 90 Prozent der Opfer Zivilisten.
Der eskalierende Konflikt wird auch den G7-Gipfel in den kanadischen Rocky Mountains beschäftigen. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte am Sonntag vor seiner Abreise in Berlin gesagte, die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten stünden auf der Agenda ganz oben. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen, und der Iran dürfe niemals in den Besitz von Atomwaffen kommen, betonte der Kanzler. US-Präsident Donald Trump äußerte vor seiner Abreise nach Kanada die Hoffnung, dass es schon bald zu einer diplomatischen Lösung kommen werde.
"WIR TUN, WAS WIR TUN MÜSSEN"
Nach Angaben aus US-Regierungskreisen in Washington hatte Israel die Absicht, Chamenei zu töten. Trump habe dagegen aber sein Veto eingelegt, sagten zwei Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Darauf angesprochen, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag dem US-Sender Fox News: "Es gibt so viele falsche Berichte über Gespräche, die nie stattgefunden haben, und ich werde nicht darauf eingehen. Wir tun, was wir tun müssen."
Angesichts des eskalierenden Konflikts entsenden die USA offenbar den Flugzeugträger "USS Nimitz" in die Region. Das Kriegsschiff verließ am Montagmorgen das Südchinesische Meer und nahm Kurs nach Westen Richtung Nahost, wie aus Daten des Online-Schiffsbeobachtungsdienstes Marine Traffic hervorging. Ein für zum Ende der Woche geplanter Stopp in der vietnamesischen Hafenstadt Danang einschließlich offiziellem Empfang wurde Insidern und Diplomatenkreisen zufolge abgesagt.
Israel hatte am vergangenen Freitag mit der Bombardierung militärischer Ziele im Iran begonnen, um gegen das Atomprogramm der Islamischen Republik vorzugehen. Westliche Länder und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) vermuten, der Iran strebe den Besitz von Atomwaffen an. Der Iran weist dies zurück. Er hat immer wieder betont, das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zielen, und weigert sich daher, auf die Anreicherung von Uran zu verzichten.
(Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)