Afghanistan zieht Pakistan-Botschafter nach Tochter-Entführung ab

Reuters · Uhr

Kabul (Reuters) - Afghanistan hat seinen Botschafter auf Pakistan nach der zeitweiligen Entführung der Tochter des Diplomaten abgezogen.

Auch andere hochrangige Mitarbeiter der Vertretung seien bis zur vollständige Aufklärung der Tat nach Kabul zurückbeordert worden, teilte das afghanische Außenministerium am Sonntag mit. Die 26-jährige Silsila Alichil war nach Angaben der Behörden am Freitag von bislang Unbekannten entführt worden, nach einigen Stunden aber mit Verletzungen und Fessel-Marken an Handgelenken und Knöcheln wieder freigekommen.

Das pakistanische Innenministerium hatte am Samstag erklärt, Ministerpräsident Imran Khan räume dem Vorfall hohe Wichtigkeit ein und wolle, dass die Täter binnen 48 Stunden gefasst würden. Das Außenministerium erklärte am Sonntag, der Rückruf des afghanischen Botschafters sei bedauerlich und man hoffe auf eine Revidierung der Entscheidung.

Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten sind seit langem angespannt. Die afghanische Regierung wirft Pakistan vor, Rebellen der radikal-islamischen Taliban zu unterstützen. Pakistan wiederum beschuldigt Afghanistan, es zuzulassen, dass Militante von afghanischem Gebiet aus nach Pakistan vordringen und dort Anschläge begehen.

Pakistan spielt nach Angaben von Beobachtern eine wichtige Rolle in den Gesprächen zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul über die Zukunft Afghanistans. Die Taliban rücken seit dem Rückzug westlicher Truppen aus Afghanistan in immer weitere Provinzen vor. Zuletzt kontrollierten sie nach eigenen Angaben bereits 85 Prozent des Landes. Die Taliban hatten von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten, vor allem die Rechte der Frauen.

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