Banken-Fusion: Bund will Commerzbank-Anteile behalten – Experten halten Unicredit-Einstieg für unwahrscheinlich

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die von der „Financial Times“ („FT“) ins Spiel gebrachte mögliche Übernahme der Commerzbank durch Unicredit ist nach Einschätzung der DZ Bank nicht sehr wahrscheinlich. Sollte eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank nicht zustande kommen, sehe er die Wahrscheinlichkeit einer UniCredit-Transaktion derzeit deutlich unter 50 Prozent, schrieb DZ-Bank-Analyst Christian Koch in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie.

Die „FT“ hatte an diesem Donnerstag unter Berufung auf einige mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass die italienische Großbank ein Gebot für die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank erwägt. Es sei aber unwahrscheinlich, dass Unicredit bei den derzeitigen Gesprächen zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank dazwischen funke. Sollten diese jedoch scheitern, wie einige Experten erwarten, stünde Unicredit, die seit dem Kauf der Hypovereinsbank im Jahr 2005 bereits stark in Deutschland vertreten ist, dem Bericht zufolge bereit. Die italienische Bank wollte die Informationen auf Anfrage nicht kommentieren.

Unicredit-Fusion würde ähnliche Effekte haben, wie mit der Deutschen Bank

Unicredit galt in den vergangenen Jahren immer wieder als möglicher Käufer der Commerzbank. Im Fall einer Übernahme durch die Italiener bestehen der DZ-Bank-Analyse zufolge grundsätzlich ähnliche Chancen und Risiken wie im Fall einer Fusion mit der Deutschen Bank. Zu den Vorteilen einer Akquisition durch Unicredit zählen laut Koch jedoch zum Beispiel ein geringeres Ausmaß an wegfallenden Erträgen, da sich die Kundengruppen weniger stark überlappten. Zudem würde der grenzüberschreitende Zusammenschluss die Chance bieten, die Refinanzierungs- und Kapitalstruktur der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank zu optimieren.

Bund will Anteile an der Commerzbank behalten

Allerdings gebe es deutlich höhere Hürden in Bezug auf den Transfer von Kundeneinlagen und Kapital nach Italien. Zudem dürfte es Widerstand der deutschen Politik bei einem Verkauf der auf das deutsche Mittelstandgeschäft fokussierten Commerzbank ins Ausland geben. Der Bund ist mit einem Anteil von 15,6 Prozent der größte Commerzbank-Aktionär seit einer Rettungsaktion auf dem Höhepunkt der Bankenkrise vor zehn Jahren.

Zudem würde es bei einem Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank nach jetzigem Stand eine Staatsbeteiligung am neuen Geldhaus geben, berichtete „Focus“ vorab unter Berufung auf Finanz- und Regierungskreise. Das Magazin zitierte einen mit den Verhandlungen vertrauten Manager: „Ich kenne kein Szenario, bei dem der Staat seine Anteile an der Commerzbank vor oder im Zuge eines möglichen Zusammenschlusses veräußern würde.“

DZ Bank sieht beide Bankhäuser gut aufgestellt

Ungeachtet vom Ausgang der laufenden Gespräche mit der Deutschen Bank und Übernahme-Spekulationen rät DZ-Bank-Experte Koch weiter zum Kauf der im MDax notierten Commerzbank-Aktie. „Wir halten die Bewertung der Commerzbank, die auch weiterhin als Übernahmekandidat gehandelt werden dürfte, mit einem Kurs/Buchwert von nur 0,3 weiterhin für zu niedrig“, schrieb er. „Im Falle einer Transaktion haben die Commerzbank-Aktionäre zudem die Chance von einer leichten Prämie zu profitieren.“ Den fairen Wert der Aktie sieht er bei 8,50 Euro und damit rund 15 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Auch beim Blick auf die Unicredit-Anteile ist Koch optimistisch. „Die Aktie notiert mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von zirka 6,0 für 2020“, schrieb er. Dies sei trotz der politischen und konjunkturellen Unsicherheiten in Italien und speziell dem Bankenmarkt dort zu niedrig. „Dies begründen wir mit der erfolgreichen Transformation der Gruppe, dem Wachstum in Zentral- und Osteuropa und dem bisher sehr guten Track Record des Managements in Bezug auf die gesetzten Ziele“. Der Experte erhöhte den fairen Wert für die Unicredit-Aktie um 50 Cent auf 13,50 Euro und bekräftigte seine Kauf-Einstufung.

Commerzbank 5-Tageschart (Xetra)

(onvista/dpa-AFX/reuters)

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Titelfoto: volzformat/shutterstock.com

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