BVB: Auf der Suche nach Sancho Ersatz – Geldregen hilft der Aktie, aber wie lange?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Als Talent verpflichtet, als Star verkauft – mit dem Transfer von Jadon Sancho zu Manchester United setzt sich bei Borussia Dortmund eine Tradition fort. Wie schon bei Robert Lewandowski (2014/Bayern München), Ousmane Dembélé (2017/FC Barcelona) oder Pierre-Emerick Aubameyang (2018/FC Arsenal) muss der Revierclub erneut einen wichtigen Offensivspieler ersetzen.

Der mit Sancho erzielte zweithöchste Transfererlös der Clubhistorie in Höhe von 85 Millionen Euro hilft ein Stück weit über den sportlichen Verlust hinweg. „Wir haben uns natürlich damit beschäftigt, wie wir die Qualität ersetzen können. Wir werden keinen Jadon Sancho bekommen, aber wir werden versuchen, kreative Lösungen zu finden. Wir sehen darin auch die Chance, uns vielleicht auf bestimmten Positionen anders aufzustellen“, kommentierte der neue Coach Marco Rose vielsagend.

Im Idealfall entdeckt die Borussia erneut einen Spieler, der die entstandene Lücke schnell schließen kann und über ähnliche Qualitäten verfügt, die Rose an Sancho schätzte: „Er ist ein Flügelspieler, der in Eins-Zu-Eins-Situationen sehr gut und trotzdem torgefährlich war.“ Dem Vernehmen nach hat BVB gleich zwei Spieler aus Eindhoven ins Visier genommen. Demnach könnte der niederländische Angreifer Donyell Malen (22) ein Kandidat sein, der für rund 30 Millionen Euro zu haben wäre. Als Alternative kommt dessen drei Jahre jüngerer Vereinskollege und Sancho-Landsmann Noni Madueke in Frage.

Nicht auszuschließen ist, dass der BVB auf eine interne Lösungen setzt. So könnten US-Teenager Giovanni Reyna (18) oder der bei der EM bisher starke Thorgan Hazard (28) in die Sancho-Rolle schlüpfen. In diesem Fall würde ein Teil des Transfererlöses wohl in einen anderen Mannschaftsteil reinvestiert werden. Rose deutete bei seiner Vorstellung am Donnerstag an, wo er den größten Handlungsbedarf sieht: „Wir haben letztes Jahr zu viele Gegentore bekommen. Das ist ein Thema, an dem wir arbeiten wollen.“

Ohnehin wird das Geld aus dem Sancho-Transfer auch für andere Bereiche benötigt. Es hilft, einen Verlust von 75 Millionen Euro auszugleichen, mit dem der Verein aufgrund der Corona-Pandemie rechnet. Zudem muss die Borussia dem Vernehmen nach 15 Prozent der Summe an Sanchos ehemaligen Verein Manchester City abführen, von dem er 2017 für 7,5 Millionen Euro nach Dortmund gewechselt war.

dpa-AFX

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onvista Redaktion: Der Verkauf von Jadon Sancho ist ein zweischneidiges Schwert für die Aktie des BVB. Auf der einen Seite spült der Transfer den Dortmundern im Bestfall 95 Millionen Euro in die Kasse, auf der anderen Seite schmälert der Verlust eines so wertvollen Spieler die Titelchancen des BVB. In der abgelaufenen Saison hat der englische Nationalspieler mit 8 Toren und 11 Vorlagen wesentlich dazu beigetragen, dass der BVB am Ende auf Platz 3 gelandet ist und sich somit im Schlussspurt noch für die Champions League qualifiziert hat.

Bei Fußball-Aktien liegt die Fantasie für die Zukunft nicht in erster Linie auf der Entwicklung des operativen Geschäfts, sondern in der Möglichkeit Titel zu gewinnen. Daher wird das BVB-Papier verstärkt gekauft, wenn die Dortmunder in der Bundesliga um den Titel mitspielen. Hier sind aktuell einige Unsicherheiten. Mit Marco Rose haben die Schwarz-Gelben einen neuen Trainer verpflichtet und mit Jadon Sancho geht ein wichtiger Spieler. Daher muss der BVB erst auf dem Platz zeigen, dass er diese Saison ein ernsthafter Konkurrent für den „Dauer-Meister“ FC Bayern München ist. Sollte Dortmund dies gelingen, dann könnte die Aktie durchaus interessant werden.

Die Rückkehr der Zuschauer ins Stadion dürfte mit Sicherheit auch ein Faktor sein, der die Aktie antreiben könnte. Die teilweise vollen Stadien bei der laufenden EM stehen zwar im Kreuzfeuer der Kritik und der DFB hat sich noch nicht konkret zur neuen Bundesliga-Saison geäußert, es ist aber durchaus vorstellbar, dass aufgrund der aktuellen Inzidenzzahlen die Stadien nicht mehr leer bleiben. Diskutiert wird gerade, dass ein Drittel der Stadionkapazität ausgeschöpft wird, sofern die Nachverfolgung der Besucher gewährleistet ist.

Für Anleger, die daran glauben, dass der BVB in der neuen Saison um die Meisterschaft mitspielt, könnte die Aktie ein interessantes Investment sein. Sollte der BVB das Titelrennen lange offen halten und die Zuschauer schrittweise in Stadion zurückkommen, dann könnten Kurse zwischen 8 und 9 Euro möglich sein. Damit wird das Papier nicht nur für BVB-Fans interessant. Allerdings könnten sich Mannschaft und Trainer nicht verstehen und die Inzidenzzahlen aufgrund der Delta-Variante wieder steigen.

Dieser Vergleich macht deutlich, was für ein heißes Eisen die BVB-Aktie ist. Daher sollte ein Engagement in das Papier mit einem Stoppkurs um die 5,50 abgesichert werden.

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