Deutsche Bank: Neuer Geldwäsche-Skandal aufgedeckt – Frankfurter mal wieder mit von der Partie

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mehrere Milliarden Euro sollen nach Berichten eines Recherchenetzwerkes über ein kompliziertes Geldwäschesystem aus Russland in den Westen gelangt sein. Rund 190 Millionen Euro davon gingen auf deutsche Konten, wie die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Bankunterlagen und Dokumente am Montag berichtete. Die Unterlagen seien unter anderem dem Recherchenetzwerk „Organized Crime and Corruption Reporting Projekt (OCCRP)“ zugespielt worden. Die Dokumente seien von mehr als 20 Medienhäusern mit dem Titel „Troika Laundromat“ ausgewertet worden.

Darunter waren demnach 1,3 Millionen Banküberweisungen, Verträge und Rechnungen. Betroffen seien vor allem zwei Banken aus Litauen. Eine Stellungnahme der beiden Banken lag zunächst nicht vor. Die angeführten Fälle sollen schon einige Jahre zurückliegen.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Das Recherchenetzwerk hatte 2014 den Fall „Russian Laundromat“ – zu Deutsch der „russische Waschsalon“ – öffentlich gemacht. Dabei sollen in den Jahren 2012 bis 2014 Milliardenbeträge aus Russland ins Ausland geschafft worden sein. Damals soll ein leitender Manager einer lettischen Bank eine zentrale Rolle gespielt haben. Die Affäre hat höchste Kreise erreicht.

Weit verzweigtes System

Im aktuellen Fall seien unter anderem innerhalb weniger Tage zahlreiche Verträge mit anderen Firmen geschlossen worden, hieß es in dem Bericht. Diese seien jedoch widerrufen und Entschädigungen in Millionenhöhe gezahlt worden. In anderen Fällen sei Geld an angebliche Briefkastenfirmen oder andere Bankkonten überwiesen und wieder zurückerstattet worden.

Involviert sei vor allem eine russische Investmentfirma, die vor einigen Jahre von einer Bank übernommen wurde. Der damalige Leiter dementierte dem Onlineportal Meduza zufolge, illegale Geschäfte getätigt zu haben. Man habe alle Regeln befolgt, die damals auf dem globalen Finanzmarkt existiert hätten, sagte er nach Angaben des Portals Ende Februar zu Journalisten in Moskau.

Englisches Königshaus scheint auch betroffen zu sein

Dem Bericht der „Süddeutschen“ zufolge ist auch eine Wohltätigkeitsorganisation des britischen Thronfolgers Prinz Charles, namens Prince of Wales‘ Charities betroffen. Prinz Charles soll in die Entscheidung über die Annahme der Spenden nicht eingebunden gewesen sein: Ein Sprecher des Palastes in London teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, die Organisation agiere hinsichtlich sämtlicher Fundraising-Entscheidungen unabhängig vom britischen Thronfolger.

Ein Sprecher der Wohltätigkeitsorganisation sagte, die betreffenden Stiftungen hielten sich bei ihren Prüfungsabläufen an entsprechende Richtlinien und gesetzliche Vorgaben wie Anti-Geldwäschegesetze. „Im Fall der genannten Beispiele gab es während dieser Abläufe keine Warnsignale.“ Vorwürfe gegen einzelne Personen seien erst lange nach der Beendigung ihres Engagements aufgekommen und hätten daher nicht berücksichtigt werden können.

Konten der Deutschen Bank haben auch geholfen

Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ und 20 weiterer internationaler Medienhäuser sind auch über Konten der Deutschen Bank dubiose Geldzahlungen aus Russland in den Westen geflossen. „Insgesamt gingen zwischen spätestens 2003 und mindestens April 2017 Überweisungen in Höhe von mehr als 889 Millionen US-Dollar von Konten der Deutschen Bank an Konten des Troika Laundromat“, berichtet die Zeitung online. Die Deutsche Bank bügelte eine Anfrage der Zeitung mit der üblichen Floskel ab: Man arbeite „stets mit Behörden und Regulatoren weltweit kooperativ zusammen“. Das haben wir in der Vergangenheit schon öfter gehört.

Aktie bleibt gelassen

Da es aktuell keine konkreten Vorwürfe der Behörden gegen das größte deutsche Finanzinstitut gibt, bleiben die Anleger heute ruhig. In einem schwachen Marktumfeld liegt die Aktie mit 0,7 Prozent im Minus. Seit Jahresanfang gehört das Wertpapier der Deutschen Bank aber immer noch mit einem Plus von etwas mehr als 17 Prozent zu den stärksten Aktien im Dax.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: phantomlord78 / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel