Drei Fragen an Bernecker: Wie groß werden die Schwierigkeiten für die Allianz, hinkt die Commerzbank hinterher und wird Infineon mehr Potenzial entfalten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach den Chancen bei Infineon, wie der Umbau der Commerzbank läuft und ob die Allianz in deutliche Schwierigkeiten gerät.

onvista-Redaktion: Die Allianz blickt in den USA potenziell großen Problemen entgegen, da einige Kunden dem Vermögensverwalter Allianz Global Investors Versagen in der frühen Phase der Corona-Pandemie vorwerfen und für große Verluste verantwortlich machen wollen. Es drohen Milliardenstrafen. Wie sehen Sie die Gefahr für die Allianz?

Schadensersatzkonflikte sind in der amerikanischen Rechtsprechung das übliche Risiko. Der Schaden wird geschätzt, selten ganz konkret definiert. In dem bisher bekannten Fall geht es um tatsächliche Beträge, die nachweisbar sind, und um die Schuldfrage, die wiederum dubios erscheint. Die Allianz argumentiert, dass die Investoren als Profis das Risiko hätten kennen müssen. Sie stützen sich auf die jeweiligen Bedingungen der Investments. In diesem Fall läuft es auf einen Vergleich hinaus. Daran wird die Allianz wohl nicht vorbeikommen. AGI hat weitere Fonds dieser Art platziert, aber unbekannt ist, ob darin ähnliche Risiken enthalten sind. Darüber herrscht in München Schweigen. Stand der Dinge: Abwarten. Eine Entwarnung ist noch nicht angesagt.

onvista-Redaktion:  Während der Umbau der Deutschen Bank endlich Früchte trägt, hinkt die Commerzbank hinterher und ist in Q2 dieses Jahres deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Ist man mit der Aktie der Deutschen Bank besser bedient und sollte vorerst noch die Finger von der Commerzbank lassen?

Der Umbau der Commerzbank wird teuer, aber in der Sache ist er richtig. Operativ arbeitet die Cobank zurzeit schwarz. Der entstandene Verlust im ersten Halbjahr beruht auf nachvollziehbare Aktionen, die teuer sind – insbesondere die Freistellung von Mitarbeitern. Also: Cobank-Chef Knof hat recht, aber der Umbau braucht Zeit. Deutsche Bank und Cobank liegen im Trend somit richtig, aber deutlich zu langsam, und ohne eigene neue Ideen, das Bankgeschäft auf eine fortschrittliche Basis zu stellen. Im Moment kein Grund, neu zu investieren.

onvista-Redaktion:  Infineon befindet sich in einem eigentlich paradiesischen Marktumfeld, da die Nachfrage nach Halbleitern immer weiter steigt und das Angebot derzeit sehr knapp ist. Allerdings hinkt Infineon mit den eigenen Kapazitäten hinterher und scheitert bisher an den hohen Erwartungen der Anleger. Sollte man trotzdem auf Infineon setzen, in Erwartung, dass die Produktion in den nächsten Monaten deutlich erhöht wird und das Unternehmen damit mehr von der derzeitigen Lage profitieren kann?

Infineon schwimmt mitten im Chipstrom als größter Chipzulieferer für den deutschen Autobau. Damit ist Infineon zu etwa 70 % beschäftigt. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit reicht dies nicht. Ohne weitere Käufe von Spezialisten rund um Chiptechnik wird es nicht gehen. Damit tut sich München schwer, obwohl Infineon-Chef Ploss darauf drängt, akquisitorisch tätig zu werden. In der Finanzierung solcher Deals liegt das Risiko. In den USA werden solche Übernahmen von den Analysten honoriert, in Deutschland abgestraft, jeweils mit dem Argument: zu teuer. Wie Infineon also aus dieser Klemme herauskommt, wird entscheidend dafür sein, ob sich die deutsche Chipszene insgesamt im internationalen Feld halten kann.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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