Ein klares „Ja“ zu Aktien als Altersvorsorge!

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist ein echtes Aufreger-Thema, das Friedrich Merz da gesetzt hat: Aktien als Altersvorsorge. Für die fleißigen deutschen Sparer ein absolutes Tabu. Dabei würde eine höhere Aktienquote uns alle langfristig wohlhabender machen. Aktien sind ein wichtiger Baustein, um uns vor Altersarmut zu schützen.

Der Aufschrei war groß und ging quer durch die Parteien, selbst Wirtschaftsexperten reagierten verschnupft bis irritiert. In der Bewerbungsphase für den CDU-Vorsitz hat Friedrich Merz vorgeschlagen, Aktien als Altersvorsorge steuerlich zu begünstigen. Er warb in der Welt am Sonntag für einen „jährlichen Freibetrag, unter dem man einen auf Aktien basierten Spar- oder Vorsorgeplan aufbaut“. Das Ganze als ergänzende Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rentenversicherung.

Ich war und ich bin begeistert von diesem Vorschlag. Ich freue mich über jeden Politiker (und jede Politikerin), der das Thema „deutsche Aktienkultur“ angeht und sich dafür stark macht. Die Aktienquoten der Deutschen sind viel zu gering und damit verzichten sie bei ihrem langfristigen Vermögensaufbau auf einen wichtigen Renditebringer. Ich hoffe, dass Merz’ Vorschlag nicht völlig verpufft, nachdem es mit dem CDU-Vorsitz für ihn nicht geklappt hat. Angesichts der ziemlich hitzigen Diskussionen und fast reflexartigen Abwehr ist damit aber leider zu rechnen, mal wieder.

Leider kochen beim Thema Aktien hierzulande die Emotionen immer hoch: zu gefährlich, Zockerei, nur was für Reiche… Vorurteile gibt es viele. Und dann kam der Vorschlag auch noch von Friedrich Merz, dem man natürlich leicht einen gewissen Lobbyismus vorwerfen kann angesichts seines Aufsichtsratsjobs bei BlackRock. Der weltgrößte Vermögensverwalter vertreibt schließlich aktiv gemanagte Aktienfonds und passive Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Eine staatliche geförderte Altersvorsorge mit Aktien wäre gut für das Geschäfts. Aber das macht seinen Vorschlag nicht weniger richtig und wichtig.

Ich bin überzeugte, sogar leidenschaftliche Börsianerin. Bei meiner Altersvorsorge setze ich sehr stark auf Aktien, auch wenn das steuerlich nicht begünstigt wird. Denn auch ohne Förderung vom Staat sind Aktien ein sehr guter, und wie ich finde notwendiger Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau. Langfristig bringen Aktien eine Rendite von sechs bis neun Prozent. Das zeigen Studien und auch das Dax-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts immer wieder. Vorausgesetzt das Portfolio ist breit gestreut. Vor größeren Turbulenzen oder gar Crashs müssen Investoren, die langfristig engagiert sind, dabei gar keine Angst haben. Die Betonung liegt auf langfristig.

Natürlich schwanken Aktien, mitunter sogar heftig. Ein Altersvorsorge-Depot wird also nicht gleichmäßig im Wert zunehmen. Aber das macht nichts, wenn die Rendite langfristig stimmt. Leider scheuen die Deutschen das Aktienrisiko, haben Angst vor Kursverlusten und setzen deshalb lieber auf vermeintlich sichere Anlageklassen. Dass die in Zeiten von Null- und Niedrigstzinsen gar nicht mehr sicher sind und sie nach Abzug der Inflation sogar Geld verlieren, ignorieren sie. Schließlich sieht man das nicht am Kontostand, während ein Depotstand eben doch mächtig schwanken kann. Diese Angst müssen wir überwinden. Aktien sind nicht gefährlich und auch nicht überaus riskant.

Auch darüber hinaus muss wohl noch jede Menge Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das zeigen Äußerungen wie die von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der Merz’ Vorschlag als „milliardenschweren Gefallen für Reiche“ abtat. Das ist natürlich totaler Unsinn oder totales Unwissen: Aktieninvestment sind schon mit kleinen Summen möglich. Sie sind kein Investment für Wohlhabende. Fonds- und ETF-Sparverträge gibt es beispielsweise schon ab 25 Euro. Das können sich nun wirklich nicht nur Reiche leisten.

Die Renditen können sich sehen lassen, aus kleinen Sparraten werden über die Jahrzehnte kleine Vermögen. Denn Aktien sind und bleiben die renditestärkste Anlageklasse überhaupt und deshalb müssen ein Teil unserer Altersvorsorge sein. Es reicht ja, je nach Risikoneigung, auch erstmal ein kleiner Teil.

Niemand will, dass wir unsere gesamte Altersvorsorge über Aktien aufbauen. Sie sind aber eine wirklich lohnenswerte Ergänzung, ob nun mit oder ohne Förderung. In anderen Ländern gehören Aktien wie selbstverständlich zur Altersvorsorge. Die Niederlande und Schweden sind Beispiele dafür. Und es kommt nicht von ungefähr, dass beide Länder im internationalen Vergleich der Nettogeldvermögen Spitzenplätze belegen, während Deutschland höchstens Mittelmaß ist.

Leider ist es mit der deutschen Aktienkultur nicht weit her. Überhaupt nur jeder Siebte besitzt Aktien und Aktienfonds. Mit einem steuerlichen Anreiz könnte sich das ändern. Deshalb appelliert das DAI auch an die neu gewählte CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und die Vorsitzenden der anderen Parteien, sich des Themas Aktien in der Altersvorsorge anzunehmen. Ich kann mich dem nur anschließen.

Von Jessica Schwarzer

Foto: Rawpixel.com / Shutterstock.com

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