Einzelhandel schlägt Alarm - "Lichter in Innenstädten könnten ausgehen"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Düsseldorf (Reuters) - Der deutsche Einzelhandel pocht vor den neuen Corona-Beratungen von Bund und Ländern auf schnelle Hilfen und Öffnungskonzepte für die geschlossenen Läden.

"Wir brauchen passgenaue und schnelle staatliche Unterstützung und vor allem eine Öffnungsperspektive, sonst wird in vielen Innenstädten in den kommenden Wochen eher das Licht ausgehen", sagte der Chef des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth, am Donnerstag in Berlin. Es sei dringend erforderlich, dass Bund und Länder in der kommenden Woche eine Öffnungsstrategie beschließen. Eine Öffnung in Stufen sei für den HDE denkbar. "Wir brauchen jetzt den Einstieg in den Ausstieg", mahnte Genth.

De HDE hatte bereits gewarnt, dass die Umsätze der Branche 2021 um vier oder sechs Prozent sinken könnten, sollten die Läden im April oder sogar erst im Mai öffnen können. Bei einer Öffnung im März würden die Erlöse auf dem Niveau von 2020 stagnieren. Genth hatte kritisiert, dass Geschäfte erst ab einer sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz von 35 öffnen dürften. "Das scheint mir alles sehr weltfremd zu sein". Bisher habe der HDE mit rund 50.000 Firmenpleiten gerechnet, von denen 250.000 Arbeitsplätze betroffen wären. "Es können deutlich mehr werden."

Vor allem Läden des Modehandels werden von den Schließungen getroffen, das Online-Geschäft boomt dagegen. Handelsunternehmen versuchen nun, eine Öffnung ihrer Läden vor Gericht zu erzwingen. So hat etwa der Elektronikhändler MediaMarktSaturn Klage vor dem nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht in Münster eingereicht. "Die bereits seit mehr als zwei Monaten bestehenden Betriebsschließungen in Deutschland sind unverhältnismäßig", sagte Deutschland-Chef Florian Gietl. Genth zufolge wollen mehr als ein Viertel der Textilhändler, deren Filialen geschlossen sind, vor Gericht ziehen.

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