Experte: Noch keine Notschlachtungen bei Schweinen

dpa-AFX · Uhr

DAMME (dpa-AFX) - Der Ausfall des Tönnies-Schlachthofs in Rheda-Wiedenbrück führt nach Experteneinschätzung noch nicht zu Notschlachtungen. Die Lage werde für die Mäster zwar enger, aber noch könnten die Landwirte die Tiere ein paar Tage länger in den Ställen halten, sagte am Mittwoch der Marktexperte der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Matthias Quaing, im niedersächsischen Damme.

Nach Schätzungen der ISN könnten derzeit wegen der Schließung des größten deutschen Schlachthofes in Rheda-Wiedenbrück 70 000 bis 100 000 Schweine pro Woche nicht geschlachtet werden. Ungefähr die Hälfte davon komme bei anderen Schlachtbetrieben unter. Außerdem würden zwischen 10 000 bis 20 000 Schweine aus den Niederlanden fehlen, die derzeit nicht in Deutschland geschlachtet werden. "Der Druck verteilt sich", sagte Quaing.

Im Durchschnitt über alle Betriebe in Deutschland stünden seiner Einschätzung nach die Schweine derzeit drei Tage länger in den Ställen. Damit sei noch Luft im System. Die Auswirkung auf die einzelnen Betriebe seien natürlich unterschiedlich. "Beim einen Landwirt werden die Tiere eine Woche länger im Stall bleiben, beim anderen wurden sie schon abgeholt."

Naturgemäß werde in Einzelfällen der Platz für die Tiere in den Ställen enger, sagte Quaing. Die gesetzlichen Vorgaben würden seiner Einschätzung nach noch nicht unterschritten, aber es könnte Probleme bei den Kriterien für Tierwohlprogramme wie der Initiative Tierwohl geben: "Da meldet man den Betrieb doch besser vorübergehend daraus ab."

Wirtschaftlich sei die Corona-Krise inzwischen bei den Betrieben angekommen. Die Schlachthöfe hätten diese Woche angekündigt, einen Durchschnittspreis von 1,47 Euro pro Kilo zu zahlen, das seien 13 Cent weniger als vor einer Woche. "Die Leute essen weniger Fleisch, wahrscheinlich auch wegen der Corona-Fälle bei Tönnies", sagte Quaing. Zudem habe China für einige Schlachthöfe inzwischen die Importlizenz zurückgenommen. Noch Ende 2019 lag der Durchschnittsschlachtpreis bei rund 2 Euro, vor allem wegen der großen Nachfrage aus China./eks/DP/mis

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