Fed: Erste Signale zur geldpolitischen Trendwende

onvista · Uhr

Das ist ausdrücklich zu begrüßen, ebenso wie in welcher Art und Weise dies vollzogen wird. Der Markt hatte sich lange darauf vorbereitet und war am Ende dennoch etwas überrascht. Statt 2024 wird 2023 nun mit den ersten Zinserhöhungen gerechnet. Das Tapering wird für Frühjahr 2022 erwartet. Insgesamt waren die Äußerungen etwas „hawkisher“ als erwartet. Das hat Gründe.

Einsehen bei der Inflation. Während die Fed den Anstieg der Inflation als temporär bezeichnet, erhöht sie die erwartete Kerninflationsrate zum Jahresende von 2,2 auf 3 %. Für 2022 wurde die erwartete Inflationsrate jedoch nur von 2 auf 2,1 % erhöht. Eine andere Sichtweise wäre auch kaum möglich, ohne eine abrupte Wende in der Geldpolitik zu vollziehen. Die Fed bestätigt zwischen den Zeilen dennoch, die inflatorischen Auswirkungen unterschätzt zu haben.

Auf der anderen Seite werden die Wachstumserwartungen angehoben. Für das laufende Jahr wird die Taxe von 6,5 auf 7 % erhöht. Für 2022 rechnet die Fed weiter mit einer Beschleunigung von 3,3 % und für 2023 wurde die Erwartung im Median von 2,2 auf 2,4 % erhöht. Den Arbeitsmarkt sieht man auf dem richtigen Weg: Arbeitslosenquote Ende 2021 bei 4,5 %, 2022 bei 3,8 % (zuvor 3,9 %) und 2023 wie bisher bei 3,5 %. Daraus folgt insgesamt:

Die Fed wird bis mindestens Ende 2022/Anfang 2023 eine expansive Geldpolitik fahren. Lediglich das Tempo wird etwas mehr herausgenommen als erwartet. Die Aktienmärkte reagierten zunächst mit leichter Enttäuschung, ohne wirklich unter Druck zu geraten. Die Technologiewerte präsentierten sich dabei mit relativer Stärke. Gold geriet unter Druck, der Dollar ging fest und Bonds stiegen sogar zwischenzeitlich deutlich im Kurs bzw. die Zinsen kamen sogar unter Druck. Zeitweise sackten die 10-jährigen Treasuries auf 1,38 % durch. Letzteres ist rein volkswirtschaftlich kaum nachvollziehbar.

Warum sinken die Zinsen? Dahinter steckt die reine Markttechnik. Zum einen lief die Zinswende seit Sommer 2020 von 0,5 % für 10-jährige Treasuries auf fast 1,8 % bis zum Frühjahr technisch zu steil. Zum anderen resultierte daraus zuletzt eine extreme Untergewichtung bzw. sogar hohe Short-Positionen in den US-Bonds. Das wird jetzt bereinigt. Im Anschluss daran rechnen wir mit einem Anstieg der 10-Jährigen bis in den Bereich um 2 % zum Jahresende, was auch von den Frühindikatoren unterlegt wird.

Fazit: Für den Aktienmarkt bedeutet dies über den Sommer eine langsamere Gangart, wohlgemerkt im Haussetrend. Denn: Der Realzins bleibt vorerst negativ und die Konjunktur kommt ins Laufen. Das spricht für höhere Kurse zum Jahresende.

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Oliver Kantimm / Der Aktionärsbrief

Foto: Orhan Cam / Shutterstock.com

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