Friedrich Merz der dunkle Fürst des Kapitalismus?

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Seitdem der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Union Friedrich Merz seine Kandidatur für den Parteivorsitz für die CDU bekanntgegeben hat, rückt nun der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock, bei dessen deutschen Ableger er Aufsichtsratschef ist, ins Visier der Medien. Gestern bei Maybrit Illner wurde er im portraitierenden Einspielfilm mit Darth Wader Maske als dunkler Fürst des Kapitalismus gezeichnet. Die Moderatorin nannte es dann zwar selbst etwas übertrieben, doch eines ist jetzt schon klar. Wird Merz tatsächlich zum Parteivorsitzenden gewählt, dann werden abgesehen wahrscheinlich nur von der FDP alle anderen Parteien nicht müde werden ihn wegen dieser Tätigkeit zu dämonisieren. Blackrock kennen wahrscheinlich in diesem Land genauso viele wie es Aktionäre gibt, und wir wissen, das ist eine kleine Minderheit. Spätestens zur nächsten Bundestagswahl, wenn Merz dann als Kanzlerkandidat antreten würde, wird Blackrock dann so gut wie jeder kennen.

Keine entscheidende Einflussnahme

Das Bild, das die gegnerischen Parteien zeichnen werden, wird mit der Realität jedoch wenig zu tun haben. Natürlich, die verwaltete Summe von über sechs Bilionen US-Dollar hört sich immens an. Doch das Geld gehört ja nicht Blackrock. Es ist das Geld von hunderttausender von Kunden, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Rund die Hälfte ist in passive Produkte investiert, wie wir wissen. Natürlich hält Blackrock dadurch erhebliche Anteile an vielen großen Unternehmen weltweit und auch beträchtliche an deutschen Aktiengesellschaften. Doch Blackrock agiert nicht wie ein Hedgefonds, der als aktivistischer Investoren Einfluss auf ein Unternehmen ausübt, an dem er beteiligt ist. Es gibt keine unguten Versuche, Unternehmen zur Schuldenaufnahme zu bewegen oder gar zu zwingen, um Kapital aus  den Firmen zu ziehen. Allenfalls da wo Corporate Governance Grundsätze offensichtlich missachtet werden, schreitet auch Blackrock mal ein. Doch das ist durchaus positiv zu bewerten im Sinne aller Aktionäre und der Aktionärskultur.

Keine Blase ohne Kredit

Immer wieder wird in Zusammenhang mit Blackrock auch von einer Blase gesprochen. Doch Blasen, die bekanntermaßen auch platzen können, entstehen immer nur, wenn Vermögenswerte mit Hilfe von Krediten aufgeblasen werden. So war es am US-Immobilienmarkt vor dem Platzen der Blase. Mit extremen Fremdkapitalanteilen konnten Häuer in den USA erworben werden. Als diese dann im Wert zu fallen begannen, waren die Kredite bei vielen Immobilienbesitzern plötzlich höher als der Wert ihres Hauses. In einem solchen Szenario setzen dann Zwangsliquidationen ein und die Blase platzt. All das gibt es bei Blackrock nicht. Sie kaufen Aktien nicht auf Kredit und ermöglichen auch nicht ihren Anlegern, die angebotenen Exchange Traded Funds  (ETFs) mit großen Kredithebeln zu kaufen. Es kann also nicht zu einer Verkaufslawine kommen, weil Blackrock plötzlich verkaufen muss. Laufen an den Finanzmärkten alle in eine Richtung und verkaufen, weil irgendwelche Risikobudgets erreicht sind, dann muss natürlich auch Blackrock Aktien verkaufen, wenn die Anleger die von Blackrock gekauften Fondsanteile verkaufen. Das ist aber wenig anders als wenn die Anleger einfach direkt einzelne Aktien besäßen und hier alle wie Lemminge in eine Richtung liefen. Das gab es schon immer.

ETFs könnten zum Problem werden

Ein großer Teil des von Blackrock verwalteten Geldes ist, wie wir wissen, in ETFs investiert. Hier lohnt es sich allerdings genauer hinzuschauen, jedoch nicht nur auf Blackrock allein und seiner hier verantwortlichen Marke iShares, sondern die gesamte Branche und das enorme Volumen insgesamt, das hier investiert ist. Ein ETF soll einen Index abbilden. So weit so gut. Sind die Volumina jedoch so groß, dass bei Allokationsveränderungen seitens der ETFs aufgrund von Änderungen in der Indexzusammensetzung, die so entstehende Nachfrage gewisse Aktien nach oben treibt, beginnt der Schwanz mit dem Hund zu wedeln. Sind gewisse Aktien bei einigen – sagen wir – zunächst aktiven Investoren besonders in Mode und ziehen aufgrund dessen an, legt ihre Marktkapitalisierung zu. Bei der nächsten Indexumstellung wird ihr Gewicht dann deswegen erhöht. Die ETFs müssen dann die Anteile dementsprechend anpassen und treiben die Kurse damit noch höher. So kann es zu einer Aufwärtsspirale kommen, die bar jeder fundamentalen Vernunft aufgrund des beschriebenen Mechanismus die Kurse immer weiter treiben.

Mit diesem Thema und den großen Playern diesbezüglich sich auseinander zu setzen, lohnt sich. Doch darum wird es bei der Kritik der politischen Gegner von Friedrich Merz sicher nicht gehen. In Zeiten des Populismus sind einfachere Thesen und Feindbilder gefragt. Wir dürfen gespannt sein, als was Blackrock und Merz alles dargestellt werden, sollte er den Parteivorsitz gewinnen. Differenziertet Stimmen wie die hier geäußerte werden sicher nicht durchdringen.

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