Gerüchte über schwere Erkrankung von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un – Was bedeutet das für die Aktienmärkte?

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Südkorea hat mit Vorsicht auf Berichte reagiert, wonach sich der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un nach einer Operation in kritischem Zustand befindet. Es könne nicht bestätigt werden, dass es Anzeichen für ernste Probleme mit der Gesundheit Kims gebe, teilte das Präsidialamt in Seoul am Dienstag mit. „Auch gibt es keine ungewöhnlichen Aktivitäten in Nordkorea.“ Das abgeschottete Land hüllte sich wie so oft zuvor in Schweigen, eine unabhängige Überprüfung der Informationen ist nicht möglich.

Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, es gebe geheimdienstliche Hinweise, dass Kim „nach einer Operation in ernsthafter Gefahr“ sei. CNN bezog sich auf einen mit dem Fall vertrauten US-Regierungsbeamten.

Berichte über Operation am Herzen

Auch die auf Nachrichten aus Nordkorea spezialisierte Internetzeitung „Daily NK“ in Südkorea meldete, Kim habe sich einer Operation unterziehen müssen. Nach einem Eingriff am 12. April am Herzen erhole er sich aber wieder unter Beobachtung von Ärzten in einer Villa am nordöstlich von Pjöngjang gelegenen Berg Myohyang. „Daily NK“ beruft sich auf einen Informanten innerhalb des Landes. Dieser nehme an, dass der Eingriff aufgrund mehrere Faktoren nötig gewesen sein könnte, Kims Übergewicht, seine Rauchgewohnheiten und „Überarbeitung“ eingeschlossen.

Nordkorea äußerte sich nicht zu den Berichten. Zwar zelebriert das Land um seine Herrscher seit jeher einen Führerkult, doch kontrolliert die kommunistische Führung Informationen über Kim Jong Un und seine Familie äußerst streng.

Zuletzt hatte Kims Abwesenheit von einer Zeremonie zum Gedenken an seinen 1994 gestorbenen Großvater und früheren Staatschef Kim Il Sung am 15 April erste Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Seoul war es das erste Mal seit seiner Machtübernahme Ende 2011, dass er einen Besuch des Mausoleums am Geburtstag Kim Il Sungs verpasste, wo die einbalsamierten Leichen seines Vaters und Großvaters liegen.

Noch am 11. April hatte Kim Jong Un ein wichtiges Parteitreffen in Pjöngjang geleitet. Kim hatte am 8. Januar Geburtstag, sein Alter wird in Südkorea auf 36 Jahre geschätzt.

Als Kim im Oktober 2014 wochenlang von der Bildfläche verschwunden war, hatte es ebenfalls Spekulationen um seine Gesundheit gegeben. Der südkoreanische Geheimdienst nahm damals an, dass Kim wegen einer Zyste im rechten Sprunggelenk operierte worden und deshalb wochenlang verschwunden gewesen sei. Die Zyste könne sich wegen des Übergewichts des Diktators jederzeit neu bilden können, hieß es.

Was bedeutet das für die Aktienmärkte?

Das drastischste Szenario wäre ein Ableben Kims, was einen Wechsel in der Führung Nordkoreas oder sogar eine komplette Destabilisierung der Region bedeuten könnte. Das würde erhebliche geopolitische Verwerfungen nach sich ziehen, da die Nachbarländer China und Südkorea unterschiedliche Interessen verfolgen und indirekt auch die USA sofort in einen möglichen Konflikt hineingezogen würden.

Laut dem Analysten Cheong Seong-Chang vom privaten Sejong-Institut in Südkorea wäre ein politischer Umbruch aber selbst dann unwahrscheinlich, wenn der nordkoreanische Diktator von gesundheitlichen Problemen betroffen wäre. Cheong sagte gegenüber dem Branchenportal Marketwatch, dass Kims Schwester, Kim Yo Jong, bereits einen bedeutenden Einfluss innerhalb der Regierung ausübt und dass die meisten Mitglieder der Führung von Pjöngjang ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Systems mit der Familie Kim teilen.

An den Devisenmärkten gab es bereits erste Reaktionen auf die Gerüchte. Analyst Adarsh ​​Sinha von der Bank of America betonte gegenüber dem US-Nachrichtendienst CNBC, dass „die Unsicherheit der Situation und wie ein potenziell neues Regime aussehen könnte“ die Märkte belastet. „Das erste, was der Devisenmarkt tut, ist eine höhere Risikoprämie einzupreisen, was eine schwächere Währung, bzw. einen schwächeren koreanischen Won bedeutet.“

Der koreanische Won schwächte sich am Dienstag gegenüber dem Dollar ab und fiel zuletzt um 0,74 Prozent bei 1.229,59 Won pro Dollar.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Alexander Khitrov / Shutterstock.com

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