Keine Angst vor Börsen-Blasen!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! I Ich  habe selten eine so laute und brutale Kritik an einer Notenbank gehört wie vergangene - böse EZB! Dabei  sind die Draghi-Beschlüsse im Kern keine Überraschung gewesen. „Verzweiflungstat“ und „Marktverzerrungen“ waren spontan noch milde Mecker von Ökonomen, Politikern und Journalisten. Dass die Finanzrepression, unter der wir ja nicht erst seit Donnerstag leiden, gesamtwirtschaftlich auf Dauer schädlich ist, bestreitet ja keiner. Aber gleich vor dem Weltuntergang - genauer: dem Ende unseres Währungssystems - zu warnen, halte ich für reichlich übertrieben.

Nachvollziehbar sind die Sorgen eines bekannten Volkswirts, der folgendes formuliert hat: Die künstlich gesenkten Zinsen führen zu Fehlentwicklungen. Der Zins kann nämlich seine Funktion nicht mehr erfüllen: Sparen, Investieren und Konsumieren aufeinander abzustimmen. Fehlinvestitionen stellen sich ein. Es kommt zu einem Rückgang der Ersparnisbildung, zu überzogenem Konsum. Auf den Finanzmärkten bauen sich Übertreibungen auf, Spekulationsblasen entstehen, die knappes Kapital in Investitionen lenken, die volkswirtschaftlich nicht sinnvoll sind. Die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen säen gewissermaßen die Saat für die nächste Krise. Möglich, aber nicht sicher.

Die Börse interessant das zunächst einmal herzlich wenig. Am Aktienmarkt wird gejubelt, denn die Kurse werden von der Überliquidität weiter nach oben gespült. Nur habe ich was gegen das Schreckgespenst „Blasen“ (ähnlich wie gegen „Crash“-Prophezeiungen). Ein Vergleich: Wenn man Blasen am Körper hat (Lippen. Finger, Füße), ist das meistens ganz schön unangenehm. Noch schlimmer wird’s bei urologischen Problemen mit der  Vesica urinaria (= Harnblase). Vor Börsen-Blasen und deren Platzen braucht dagegen überhaupt keine Angst zu haben, wenn man die nötige Vorsorge getroffen hat. Aus einem simplen Grund: Der fortgeschrittene Aktienanleger arbeitet mit Verluststopps, immer und überall, um das Risiko nach seinen persönlichen Vorgaben zu kontrollieren.

Seht Ihr das nicht auch so? Ob man Draghis Kurs mag oder nicht, ist doch total egal, wenn die Aktienkurse steigen! Ihr seid doch nicht am Bundesverdienstkreuz für Widerstand gegen die EZB interessiert, sondern an der Wertsteigerung von Eurem Kapital. Beispiel: Nur mal angenommen, der Dax würde von 10.000 in kurzer Zeit auf 11.000 Punkte steigen. Wer auf der Linie kritischer Volkswirte liegt, könnte sagen „Da mach ich nicht mit, das ist ja übertrieben“. Ganz toll, ein Fachmann, oder? Der Aktien-Fan dagegen kümmert sich nicht um das Getöse der Experten und folgt dem Trend - 10 Prozent Kursgewinn in wenigen Tagen oder Wochen, und das in einer Null-Zins-Welt. Geil! Sollte dann tatsächlich die Blase platzen (wenn es eine wäre), dann ist der Anleger irgendwo zwischen 10.000 und 11.000 wieder raus. Ihm bleiben immer noch ein paar Prozent Gewinn, zumindest erleidet er aber keinen Verlust. Das Zauberwort heißt „Trailing-Stop-Loss“.

Nur nebenbei: Ich gäbe was drum, wenn ich wüsste, was unsere „Chef-Volkswirte“ in der letzten Woche mit ihrem Depot gemacht (oder nicht gemacht) haben. Noch ‘ne aktuelle Empfehlung: Sollte die Griechenland-Wahl jetzt die Börsen verunsichern und sollten dem Dax dadurch die Knie weich werden, dann sehen wir attraktive Kauf-Kurse!

boersenfuchs@onvista.de

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