Kremlchef fordert schnelle Auszahlung von Corona-Prämien an Mediziner

dpa-AFX · Uhr

MOSKAU (dpa-AFX) - Nach massiver Kritik von russischen Medizinern dringt Kremlchef Wladimir Putin auf eine schnellere Auszahlung der Corona-Prämie. Noch nicht alle hätten diese Gefahren-Zulage bekommen, sagte der Präsident am Dienstag bei einer im Staatsfernsehen übertragenen Video-Konferenz. Außerdem seien Formulierungen in der entsprechenden Verordnung nicht eindeutig. "Sonst gäbe es weniger Nachfragen von Chefärzten, die ohnehin schon von morgens bis abends arbeiten", meinte Putin. Die Behörden kündigten mehr Kontrollen an, damit das Geld tatsächlich beim Personal ankomme.

Russland will seinen Ärzten und Pflegern zunächst insgesamt rund 52 Milliarden Rubel (655 Millionen Euro) als Dank für ihre Arbeit mit Corona-Patienten zahlen. Diese Summe nannte Gesundheitsminister Michail Muraschko bei der Beratung. Bislang sind dem Finanzministerium zufolge 12 Milliarden Rubel an medizinisches Personal und Fahrer von Rettungswagen geflossen.

Zuletzt hatten sich viele Mediziner beschwert. Sie beklagten Medienberichten zufolge etwa, dass die Entschädigung nur bei einem bestätigten Corona-Fall gezahlt werde und oft auf die Minute genau für die Betreuung von Patienten abgerechnet werde. Außerdem seien Kliniken, die zunächst nicht offiziell für die Behandlung von Corona-Patienten vorgesehen waren, ganz und gar leer ausgegangen.

Das Gesundheitssystem gilt als nicht gerüstet für die Seuche. Ärzte beklagen fehlende Schutzausrüstung, die Behörden widersprachen entsprechenden Berichten. Aktivisten haben bei Google eine "Liste des Gedenkens" angelegt mit mehr als 240 Namen von Klinikmitarbeitern, die in der Corona-Krise gestorben sind. Im Vergleich zu Italien oder den USA würden in Russland mehr Mediziner und Pflegepersonal mit dem Virus sterben, schrieb das kritische Portal Meduza.

Unterdessen stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder leicht. Nach Angaben der Behörden kamen innerhalb eines Tages fast 9300 neue Fälle hinzu. Damit sind landesweit 299 900 Menschen an Sars-CoV-2 erkrankt. 2837 starben mit dem Virus - ein vergleichsweise niedriger Wert. Fast 76 100 Menschen galten inzwischen als genesen.

Vor allem in der Hauptstadt Moskau mit den meisten Erkrankungen gilt nach wie vor eine strenge Ausgangssperre. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es keinerlei Kontaktverbote. In vielen Landesteilen wurden die Beschränkungen aber mittlerweile wieder gelockert. Allerdings müssen Menschen über 65 Jahre und mit Vorerkrankungen weiterhin zu Hause bleiben - und das schon seit Ende März./cht/DP/eas

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