Kutzers Zwischenruf: Champions als Grundlage für die persönliche Aktienauswahl

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dem engagierten Aktienanleger dürfte längst aufgefallen sein, dass sich die Aktienkurse ungeachtet der Tendenz des Gesamtmarkts stark uneinheitlich entwickeln - je nach Nachrichtenlage. Es gilt als gutes Zeichen für die Verfassung eines Markts, wenn sich dessen Preise „nach den Nach-richten richten“. Gerade jetzt, in einem extrem schwierigen Börsenumfeld, stellt sich Frage nach der richtigen Aktienauswahl. Zu den Standardantworten der professionellen Anlageberater und Vermögensverwalter gehört: „Qualitätsaktien“ kaufen! Klingt plausibel. Nur, was sind Qualitätsaktien?

Viele Privatanleger können oder wollen sich damit nicht auseinandersetzen - es gibt ja aktive Investmentfonds in allen möglichen Varianten sowie ähnliche Instrumente (ETFs und Zertifikate), die einem das Kopfzerbrechen ersparen. Für Selbstentscheider, Stockpicker und Spekulanten stehen aber diverse Übersichten und Listen als Basis für die Selektion aktuell interessanter Werte zur Verfügung. Googeln Sie beispielsweise einmal „Champions-Aktien“, geschätzte Anleger, um genug Stoff zu finden. Ich möchte hier aber nur die Champions-Aktien des Rosenheimer Börsenverlags (www.boerse.de) charakterisieren, für den ich jahrelang geschrieben habe. Das Konzept hat mich von Anfang an besonders beeindruckt, seine Qualität ist ohne Zweifel und seit ein paar Jahren auch die Quelle spezieller Indizes (BCDI) und Anlageprodukte (Zertifikate, Investmentfonds).

Kern der seit 2002 erfolgreichen Strategie ist die Konzentration auf „langfristige Qualitätsaktien“, heißt es bei den Initiatoren. Generell kommen als Champions nur Aktien infrage, die eine mindestens zehnjährige Kurshistorie aufweisen. Von mehreren zehntausend weltweit börsennotierten Werten schaffen es damit etwa 4.000, überhaupt in die engere Auswahl zu kommen. Daraus werden mithilfe der Performance-Analyse dann die 100 Aktien mit den langfristig attraktivsten Chance-Risiko-Profilen herausgefiltert - die 100 Champions-Aktien. Entscheidend dafür sind einzig und allein die Renditekennziffern geoPAK10 und Gewinn-Konstanz sowie die Verlust-Ratio als Risikokennzahl. Sonst übliche Auswahlkriterien wie die Marktkapitalisierung oder möglichst hohe Handelsumsätze an den Börsen werden dagegen ganz bewusst nicht berücksichtigt, da sich damit keinerlei Rückschlüsse auf die langfristige Anlagequalität einer Aktie ziehen lassen.

Für die Qualifikation als Aktienbrief-Champion ist es auch irrelevant, in welchem Land der Firmensitz liegt und aus welcher Branche ein Unternehmen stammt. Denn Basis der Performance-Analyse sind ausschließlich Kennzahlen, die immer aus den Schlusskursen der zurückliegenden 120 Monate berechnet werden. Dabei findet mit jedem neu beendeten Monat eine Aktualisierung statt, bei der der jüngste Schlusskurs neu dazu kommt und dafür der älteste rausfliegt. Deswegen ist auch die regelmäßige Kennzahlenüberprüfung ein ganz wesentlicher Bestandteil der Strategie. Hier werden immer die Chance-Risiko-Profile der jeweils aktuellen Champions mit denen aller anderen Aktien mit zehnjähriger Kurshistorie verglichen.

Trotz der vielen Quartalsüberprüfungen (mit Aktienaustausch als Folge) gibt es mit Colgate-Palmolive, Nestlé, Novo Nordisk, PepsiCo und Schindler noch immer fünf Urgesteine. Durch die regelmäßigen Wechsel hat sich natürlich die Struktur des Champions-Pools im Lauf der Zeit geändert. Besonders interessant ist die Branchenrotation: Den größten Zuwachs verzeichneten Technologie-Champions, die mittlerweile die bedeutendste Branche darstellen.

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