Kutzers Zwischenruf: Der Dax-Hürdensprint

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Würden die Chart-Profis noch mit Papier arbeiten, müssten jetzt die Radiergummis in Aktion treten. „Das deutsche Börsenbarometer steht vor entscheidenden Hürden. Ein Sprung darüber könnte den Weg in ein erfolgreiches Börsenjahr 2019 ebnen.“ Das konnte man heute im Morgenbericht technischer Analysten lesen. Jetzt ist es soweit: Trotz des schier endlosen Brexit-Chaos hat der Dax im Tagesverlauf die wichtige 200-Tage-Linie genommen. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit. Die Bullen schnauben vor Kraft und scharren mit den Hufen, denn sie wollen immer weiter. Ich selbst bleibe noch nahe am Gatter der Bullenweide, weil ich dem Ganzen noch nicht traue.

Europäische Konjunkturforscher machen nämlich keinen neuen Mut: „Nur geringes Wirtschaftswachstum im Euroraum erwartet“, verbreitete vor ein paar Stunden das Ifo-Institut. Das Wachstum im Euroraum werde in diesem Jahr schwach ausfallen. Nach 0,2 Prozent im ersten Vierteljahr 2019 dürfte es in den folgenden Quartalen nur 0,3 Prozent erreichen. Das sagen die drei Institute Ifo aus München, KOF aus Zürich und das Istat aus Rom voraus. Die Industrieproduktion werde im ersten Vierteljahr 2019 stagnieren und dann zweimal um 0,2 Prozent wachsen.

Das ist hart an einer Rezession, obwohl die bisher nicht befürchtet wird. Trotzdem die Warnung der Wissenschaftler: „Die Abwärtsrisiken für die konjunkturelle Entwicklung im Euroraum sind hoch. Dazu tragen erhebliche Unsicherheiten im Hinblick auf mögliche Handelskonflikte mit den Vereinigten Staaten, die Folgen des EU-Austritts Großbritanniens und die Abschwächung der Weltwirtschaft bei.“

Nee, momentan zieht‘s mich noch nicht in europäische Aktien. Für Spekulanten und Stock-Picker sind sie aber allemal reizvoll. Um im Bild der Leichtathletik zu bleiben, geschätzte Anleger: Wir erleben gerade keinen 110-Meter-Hürdensprint, sondern eher einen 3.000-Meter-Hindernislauf.

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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