Kutzers Zwischenruf: Spekulation, Rezession, Konfusion?

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Fed und ihr Boss ein Flop - warum hat Powell gestern Abend die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungsschritte (erst einmal) zerstört? War’s eine Ohrfeige für Trump? Die Finanzmärkte sind irgendwie enttäuscht von der US-Notenbank und reagieren jedenfalls nervös-volatil. Als hätte ich es geahnt (mein Zwischenruf am Wochenende: „Das Umfeld der Börsen bleibt ungewiss, ohne klaren Trend - mutmaßlich auch nach den erwarteten monetären Stützen der Notenbanken.“). Wir werden also weiter über Inflation und Rezession diskutieren. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Dauer-Spekulation über den geldpolitischen Kurs von Fed, EZB & Co. in den kommenden Monaten an Gewicht für die Börsen verliert, weil andererseits die fundamentalen Wirtschafts- und Unternehmensdaten immer mehr ins Blickfeld rücken. Schon jetzt sorgen die uneinheitlichen Zwischenberichte für die stärksten Kursausschläge.

Erntefrische Umfragen müssen nachdenklich stimmen, nicht nur die Bären, denn die Industrie in der Euro-Zone beschleunigt ihre Talfahrt - im Juli so stark wie seit Ende 2012 nicht mehr, wie das Institut IHS Markit vorhin mitteilte. Deutschland belastet den Sektor wegen der immer tiefer in die Krise schlitternden Automobilindustrie und der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen am stärksten.

Das passt zu einer fast zeitgleich herausgekommenen Erhebung:  Ob Strafzölle, der nahende Brexit oder Wirtschaftssanktionen - deutsche Unternehmen spüren im Ausland die aktuellen Herausforderungen auf den Weltmärkten deutlich. Die globalen Handelsstreitigkeiten belasten die Lieferketten und führen zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft. Das belegen die Antworten von über 4.500 Mitgliedsfirmen der Deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen (AHKs) im „AHK World Business Outlook“. Demnach erwarten nur noch 24 Prozent der weltweit aktiven deutschen Betriebe eine Verbesserung der Konjunktur in ihrem Gastland. 27 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage vor Ort, sodass der Saldo aus Besser- und Schlechter-Bewertungen mit minus drei Punkten erstmals einen negativen Wert erreicht. Zwar schlagen sich die deutschen Betriebe im Ausland unter den aktuell schwierigen Umständen recht passabel, doch das Umfeld wird rauer. Die Gefahr einer Rezession nimmt zu (erst einmal „nur“ die Gefahr!). Aber in den Medien wird schon über die Rückkehr des R-Worts diskutiert.

Vergessen Sie nicht, geschätzte Anleger, dass die Aktienkurse letztlich vom Wohl und Wehe der Aktiengesellschaften abhängen. So gesehen ist zumindest der vielprognostizierte Anstieg der Volatilität auf den Aktienmärkten wahrscheinlich.

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