OECD-Bildungsdirektor plädiert für Offenhaltung der Schulen
BERLIN (dpa-AFX) - Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, unterstützt den Kurs der Politik, die Schulen in der Corona-Pandemie möglichst offenzuhalten. "Die Schulen von heute sind unsere Zukunft morgen", sagte Schleicher am Freitag in einer Diskussionsrunde mit verschiedenen Experten und Wissenschaftlern zum Thema: "Kinder brauchen Schule - Ein Blick auf soziale und wirtschaftliche Kosten von Schulschließungen".
"Der Grund dafür, die Schulen offenzuhalten, sollte auch nicht vorwiegend darin liegen, dass es den Eltern die Arbeit ermöglicht, sondern es muss wirklich um die Kinder gehen", sagte Schleicher. Digitale Konzepte könnten die vielen sozialen Funktionen von Schule nicht ersetzen. "Lernen ist immer ein sozialer Prozess".
Schleicher verwies erneut auf mögliche Langzeitfolgen der Schulschließungen und des Schichtbetriebs vor dem Sommer und entsprechende OECD-Schätzungen: "Die Lernverluste, die in dieser Krise entstanden sind, die kann man wahrscheinlich mit drei Prozent verlorenem Lebenseinkommen im Durchschnitt gleichsetzen." Besonders werde das Schüler aus benachteiligten Schichten treffen.
Die Kultusminister der Länder (KMK) wollten am Freitag in einer Videoschalte erneut über die Lage an den Schulen beraten. Die KMK und auch die Bundesregierung betonen seit langem immer wieder, dass flächendeckende Schulschließungen wie im Frühjahr unbedingt vermieden werden sollen. Offenen Schulen und Kitas wird "oberste Priorität" eingeräumt./jr/DP/nas