onvista-Börsenfuchs: Anleger sollten auch mal nix machen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Es gibt Tage, da hast du einfach keinen Bock auf Börse, weil dir nix Neues einfällt. Dax & Co. sind auf einer Achterbahn, ein Präsident spielt via Twitter mit dem Rest der Welt und an allen Ecken von Wirtschaft und Politik herrscht Unsicherheit. Das ist der ideale Hintergrund für marketingorientierte Investmentexperten, den potenziellen Kunden „aktives Management“ ans Herz zu legen. Klingt ja auch sinnvoll, die Asset Allocation sowie das Rein und Raus an der Börse aktiven Fondsstrategen zu übergeben.

Der zuletzt beobachtete Optimismus unter den internationalen Investoren, gestützt von besseren Konjunkturindikatoren bzw. einer vermeintlichen Einigung im Handelskonflikt, scheint sich im laufenden Monat in eine mehr abwartende Haltung verkehrt zu haben. Prominente Investmenthäuser versuchen dennoch (ist ja auch ihr Job), Chancen durch Differenzierung ausfindig zu machen. Interessant ist folgender Gedanke: Die Erholung der Aktien seit Jahresbeginn konnte somit den übertriebenen Pessimismus des letzten Quartals 2018 vergessen machen, der insbesondere die zyklischen Werte betraf. Deren Bewertungen hatten sogar eine Rezession vorweggenommen. Die Erholung zog jedoch keine Korrektur der inzwischen entstandenen Bewertungsunterschiede nach sich. So weist beispielsweise Nestlé ein KGV von 22 auf, was einen Aufschlag von 58 % gegenüber dem Durchschnitt des europäischen Marktes und somit einen Rekordwert im Verlauf der letzten 20 Jahre bedeutet, während das schwedische Industrieunternehmen SKF, das seit Jahresbeginn um 30 % zulegen konnte und eine Dividendenrendite von 3,8 % aufweist, nach wie vor mit einem Abschlag von 20 % unterhalb seines industriellen Wertes bewertet wird. Dasselbe gilt auch für Zeitarbeitsunternehmen wie Randstad, das nach der Erholung und bei einer Dividendenrendite von fast 6 % einen KGV-Wert von nur 11 aufweist.

Analysten urteilen so: Obwohl sich die europäischen Aktienindizes wieder ihrem historischen Höchststand angenähert haben, konnten die in vielen Börsensegmenten beobachteten Bewertungsanomalien durch die aufgrund der sehr widerstandsfähigen Realwirtschaft gerechtfertigte Erholung nicht korrigiert werden. Ganz im Gegenteil kann man sogar feststellen, dass sich die Polarisierung der Unternehmensbewertungen auf den Märkten während der Erholungsphase noch verstärkt hat. Das bedeutet: Es gibt nach wie vor zahlreiche Werte in vielen Branchen, die trotz gesunder Bilanzen und hoher Cashflow-Zahlen nicht gerechtfertigte Unterbewertungen aufweisen und zahlreiche Anlagemöglichkeiten bieten. Na also.

Vorsichtigen Typen unter Euch möchte ich heute aber eher empfehlen, einfach mal nix zu machen und sich aufs Wochenende mit einem (wahrscheinlich dramatischen) Bundesliga-Finale vorzubereiten. Motto: Lieber kalte Füße an der Börse als kein kaltes Bier im Kühlschrank.

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