onvista-Börsenfuchs: Inflation? Macht Euch locker!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Habt auch Ihr Schiss vor der Inflation? Die Börsianer grübeln. Von mir gibt’s dazu nur eine neue Warnung: Das Thema werden wir so schnell nicht wieder los. Und das gilt für alle großen Börsenplätze der Welt. Zur Warnung gleich die Beruhigung: Es gibt (noch) keinen Grund zur Panik. Anleger können also (noch) gelassen bleiben, wenn sie vor allem auf Aktien setzen. Anders sieht’s aus, wenn das Depot hauptsächlich aus Anleihen besteht. Die können steigende Inflation verbunden mit steigenden Zinsen erfahrungsgemäß nicht vertragen.

Der unerwartete Sprung der Verbraucherpreise in Ami-Land hat letzte Woche die Diskussion zusätzlich angeheizt. Denn die 4,2 %ige Steigerung im April lag weit über den Erwartungen der Experten. Nur darf man nicht vergessen, das als Begründung der „Basiseffekt“ herangezogen wird: Im April 2020 wurde der Corona-Tiefpunkt markiert. Und jetzt brummt die Ami-Wirtschaft wieder.

Die Kapitalmarktstrategen von M&G Investments fällt aber noch ein ganz andere Entwicklung auf: Die Inflationsdebatte ist derzeit sehr zwiegespalten. Die „Desinflationisten“ vertreten die Ansicht, dass es nur vorrübergehend zu einem Überschießen der Teuerungsraten kommt, während die „Inflationisten“ einen beständigeren Inflationstrend erwarten. Für beide Ansichten gibt es gute Gründe. Die strukturellen deflationären Kräfte (Demografie, technologischer Fortschritt, Globalisierung) auf der einen Seite. Auf der anderen Seite u.a. die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Stimuluspakete (= Finanzspritzen), die aufgestauten Ersparnisse der Haushalte und die zuletzt immer stärker ansteigenden Rohstoffpreise. Während einige der inflationären Kräfte vorrübergehender Natur sein dürften, gibt es durchaus auch Kräfte, die sich längerfristig inflationär auswirken könnten.

Ein Faktor, der von vielen Marktteilnehmern möglicherweise noch unterschätzt wird, ist der dringend notwendige Kampf gegen den Klimawandel und die damit verbundene Energiewende. Um diese Herausforderung zu meistern, benötigen wir einen strukturellen Wandel hin zu einer nachhaltigen und CO2-freien Wirtschaft. So unabdingbar dieser Wandel zweifellos ist, er könnte sich in den nächsten Jahren als ein inflationärer Treiber herausstellen.

Yep, das ist möglich, aber nicht sicher und auch kein kurzfristiger Faktor. Wer von Euch dem Lager der Inflationisten angehört, sollte sein Portfolio mal durchchecken und wachstumsstarke Qualitätsaktien behalten. Wer wie ich nicht zu den Angsthasen gehört, meine Freunde, sollte trotzdem erst mal im kleinen Gang fahren und seinen Aktienbestand bis auf Weiteres nur vorsichtig-selektiv vergrößern (wenn überhaupt). Solange die richtungweisenden Notenbanken (Fed und EZB) keinen Kurswechsel signalisieren, droht keine nachhaltige Verschlechterung des Börsenklimas. Denn die Weltwirtschaft beginnt sich kraftvoll zu erholen. Auch ein Basiseffekt.

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