onvista-Börsenfuchs: Übertriebener Alarmismus?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wenn man bloß wüsste, wer recht behält - aber das wissen wir auch in ein paar Wochen noch nicht. Also müssen wir damit leben, dass sich die aktuellen Analysen und Prognosen verändern, dass sie unterschiedlich klingen und uneinheitlich bleiben. Es sei denn, die Amis verscheuchen ihr Trumpel-Tier und einigen sich bald mit den Chinesen, die Briten sagen den Brexit ab und die Politiker von Ost bis West fallen sich friedlich in die Arme. Dann könnte sich auch die Weltwirtschaft rasch stabilisieren.

Momentan sind die Experten und „Experten“ mehrheitlich im Alarmmodus - mal noch leise, mal schon lauter. Eine Agentur fasste das am Wochenende wie folgt zusammen: Liest man derzeit die Nachrichten zur konjunkturellen Lage in Deutschland, könnte man das Gefühl bekommen, das Land steuere geradewegs auf einen Crash zu. Der renommierte Ifo-Index etwa sank im Januar auf den niedrigsten Wert seit fast drei Jahren, es war der fünfte Rückgang in Folge. Ifo-Präsident Clemens Fuest kommentierte: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung.“ Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schaltete in den Krisenmodus um, nachdem eine Reihe von Wirtschaftsforschungsinstituten ihre Prognosen nach unten korrigiert hatten. Es ergebe Sinn, jetzt Wachstumsanreize zu setzen. Dazu gehören auch steuerliche Entlastungen für Unternehmen. Die Wirtschaft brauche Rückenwind, um Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen.

Doch nun äußern sich andere Ökonomen, die all die pessimistische Stimmung für überzogen halten. „Wir müssen weg vom Alarmismus. Die vermehrt geäußerte Sorge um den Aufschwung in Deutschland ist überzogen“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Die deutsche Wirtschaft laufe gut. Die Beschäftigung werde weiter steigen. Auch im nächsten Jahr werde vor allem der Binnenmarkt die deutsche Wirtschaft stützen. Klingt nicht unsympathisch - „Alarmismus“ (= ein politisches Schlagwort, mit dem eine unnötige oder übertriebene Warnung vor Problemen bezeichnet oder behauptet wird. Wer den Begriff verwendet, drückt damit in der Regel wertend aus, dass er die Warnungen und Ängste nicht teilt oder für stark überzogen hält).

Analysten, mit denen ich sympathisiere, klingen ähnlich. Die erinnern nämlich daran, dass ein schwaches Wachstum und trotzdem relativ stabile bis sogar steigende Aktienkurse zusammenpassen. Denn die Börse nimmt den Konjunkturzyklus vorweg. Und die Korrektur bei deutschen Aktien läuft nun schon ein Jahr. Der Dax hat damit eine Wachstumsabschwächung - die auch der jüngste deutliche Rückgang des Ifo-Index anzeigt - bereits eingepreist. Das kann man so, aber auch anders sehen. Immerhin notierte unser Börsenbarometer zwischenzeitlich rund 15 % unter seinem 200-Tage-Durchschnitt. In früheren Zyklen war damit häufig der Boden erreicht.

Außerdem: Schlechte Stimmung breitet sich oft wie ein grippaler Infekt aus. Krisengerede steckt an. Ihr wisst ja, meine Freunde, dass der Börsenfuchs eigentlich eine Börsenbulle ist (und damit grundsätzlich ein Optimist). Ich bleibe für 2019 zwar vorsichtig, aber momentan noch cool und gelassen.

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