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Verspäteter Dämpfer, Kommentar zu Spacs von Christoph Ruhkamp Frankfurt (ots) - Rund um Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) war es zuletzt etwas ruhiger geworden. Seit Beginn der Pandemie hatten die zunächst leer an der Börse startenden Übernahmevehikel einen guten Zweck für Hedgefonds, Private-Equity-Häuser und andere institutionelle Investoren erfüllt: Sie konnten einen Teil der überbordenden Liquidität aus lockerer Geldpolitik und billionenschweren staatlichen Konjunkturprogrammen in Spacs parken.

Kam es dann zur Ankündigung einer nicht goutierten Übernahme, konnten sie die Aktien zum Standardausgabepreis von 10 Dollar zurückgeben, ohne Verlust zu machen und ohne Negativzinsen gezahlt zu haben. Allein im laufenden Jahr konnten Spacs so mehr als 200 Mrd. Dollar einsammeln. Allerdings brach der Hype im April recht abrupt ab, weil sich viele "Pipe"-Investoren (Private Investment in Public Equity), deren Geld für die flankierenden Kapitalerhöhungen bei den Übernahmen gebraucht wird, von Spacs abwandten.

Zudem legte die Börsenaufsicht SEC zunehmend strengere Maßstäbe an und behandelte Spacs ähnlich wie Börsenkandidaten bei herkömmlichen IPOs: Sie mussten die mit ihren Aktien verbundenen Kaufoptionen (Warrants) als Verbindlichkeiten bilanzieren und durften keine allzu wilden Prognosen über Umsatz- und Gewinnsteigerungen mehr machen. Gut verdient haben weiter die Gründer (Sponsoren), die in der Regel 20 % der Aktien kostenlos als Entlohnung für ihre Mühe erhalten. Doch mehr als die Hälfte der Spacs notieren seither unter dem IPO-Preis - und die Welle der Spac-Börsengänge ebbte etwas ab.

Jetzt sind die Vehikel wieder in die Schlagzeilen gekommen, weil der ehemalige US-Präsident Donald Trump seine Microblogging- und Streaming-Firma Trump Media and Technology Group zu einer Bewertung von 9 Mrd. Dollar (!) mit dem Spac Digital World Acquisition Corporation verschmelzen will - und weil die Börsenaufsicht SEC nun Deals zwischen den beiden Firmen unter die Lupe nimmt, die vor der Fusionsankündigung im Oktober erfolgten. Gleichzeitig werden die extrem hoch bewerteten Elektrofahrzeughersteller Lucid, Lordstown und Nikola, die ebenfalls per Spac-Fusion an die Börse gekommen waren, von der Behörde in die Mangel genommen. Mal geht es um überzogene Prognosen oder Zahlen zu Vorbestellungen der Kunden, mal um Irreführung der Investoren. Insgesamt wird der Markt für Spacs von den Regulatoren zurechtgestutzt. Das kommt spät, in manchen Fällen vielleicht zu spät für getäuschte Investoren. Aber es ist eine begrüßenswerte Entwicklung.

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