Rocket Internet: Starke Quartalszahlen lassen Aktie steigen – Wie läuft es bei Jumia, Home24 und Co? Und was ist mit IPO-Kandidat Global Fashion Group?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Start-up-Investor Rocket Internet hat dank neuer Unternehmen in seinem Portfolio seinen Umsatz im ersten Quartal gesteigert. Im Geschäftsbereich „New Businesses“ zog das Umsatzwachstum um 85 Prozent an, wie das Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Zu dem Geschäftsbereich gehören etwa das Marketing-Unternehmen Global Savings Group oder Helpling, eine Plattform zur Vermittlung von Haushaltshilfen. Seit Januar 2018 habe man zehn neue Geschäftsmodelle auf den Weg gebracht, teilte das im MDax gelistete Unternehmen mit. Die Erlöse kletterten im ersten Quartal um 48 Prozent auf 15 Millionen Euro.

Der Gewinn nach Steuern verdoppelte sich auf 148 Millionen Euro. Für neue Investitionen ist die Kasse bei Rocket gut gefüllt. Die liquiden Mittel beliefen sich zum 15. Mai auf 3,1 Milliarden Euro. Rocket Internet gründet und investiert in Internet- und Technologieunternehmen. Einige seiner großen Beteiligungen sind mittlerweile an der Börse notiert.

Aktie zieht an

Die Aktie konnte von den Quartalszahlen profitieren und ist bis zum Vormittag um 3,2 Prozent angezogen. Das Wertpapier notiert derzeit bei 23 Euro. Year to Date steht ein Plus von 13,78 Prozent zu Buche.

Rocket Internet 5-Tageschart

Im vergangenen Jahr gingen die Online-Möbelhändler Westwing und Home24 aufs Parkett. Dazu kommen Hellofresh und Delivery Hero. Anfang des zweiten Quartals 2019 kam zudem der Börsengang das afrikanischen Online-Händlers Jumia hinzu, der fulminant gestartet war.

Ein weiteres heißes Eisen im Ofen: Die Global Fashion Group

Rocket Internet ist mit 21 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, das sich auf den Online-Handel mit Kleidung in Schwellenländern konzentriert und verschiedene Labels in diversen Märkten vereint.

Das Unternehmen ist zwar noch nicht börsennotiert, im Jahr 2018 wurden jedoch in verschiedenen Medienberichten immer wieder Ambitionen eines Börsengangs hervorgehoben, was angesichts der gängigen Strategie des Rocket-Mutterkonzerns und dem großen Wachstum des Unternehmens keineswegs ein unrealistisches Szenario für dieses Jahr wäre.

Oliver Samwer, CEO von Rocket Internet, wollte keine Details zum vorerst einzigen verbliebenen, noch nicht börsennotierten Startup geben. „Zu GFG haben wir nichts zu kommentieren, von unserer Seite gibt es dazu keine Neuigkeiten“, sagte er in der Telefonkonferenz nach dem Quartalsbericht. „GFG ist auf seinem Wachstumspfad, die EBITDA-Marge hat sich verbessert.“

Wie haben die bisherigen Unternehmen an der Börse abgeschnitten?

Zalando: Eines der prominentesten Beispiele für eine erfolgreiche Investition von Rocket Internet ist Zalando. 2008 steuerte Rocket das Kapital für die Gründung des Online-Versandhändlers bei, 2014 kam dann der Börsengang, der seinem Kapitalgeber Gewinne in Milliardenhöhe beschert hat. Im August 2018 hat Rocket seine Anteile an Zalando komplett veräußert.

Delivery Hero: Der Konzern ist ein weltweit agierender Online-Dienstleister für Essenslieferungen, mit Tochterfirmen in 40 verschiedenen Ländern. Die Bestellplattformen, die unter verschiedenen, meist länderspezifischen Markennamen laufen, dienen als Vermittler zwischen Kunden und Restaurants oder Lieferdiensten.

DeliveryHero Performance

Der Lieferdienstleister konnte seit dem Börsengang trotz des Rückgangs im vierten Quartal 2018 bis heute an Wert gewinnen. Von Ursprünglich gut 27 Euro auf heute 38,40 Euro konnte das Wertpapier einen Zuwachs von über 25 Prozent erreichen.

Hellofresh: Das Unternehmen Hellofresh bietet vorgefertigte Koch-Pakete mit Rezept und allen nötigen Zutaten für ein komplettes Gericht als Versand-Produkt an, das auch als Abonnement erhältlich ist. Die Firma wurde im Jahr 2011 gegründet und Rocket Internet war als Risikokapitalgeber beteiligt. Im Frühjahr 2015 hat Rocket weitere Anteile in Höhe von 130 Millionen Euro erworben und wurde damit zum Hauptanteilseigner.

Hellofresh Performance

Die Aktie konnte nach dem IPO zunächst über ein Jahr einen stetigen Aufwärtsgang nehmen, ist jedoch seit Sommer 2018 ebenfalls auf Talfahrt gegangen. Seit Beginn diesen Jahres befindet sich das Wertpapier jedoch wieder im Aufschwung und kann Year to Date ein starkes Plus von fast 50 Prozent vorweisen.

Westwing: Die Westwing Group AG ist ein Online-Händler mit Schwerpunkt auf dem Bereich Home and Living und bietet dem Kunden einen Katalog aus Möbeln und weiteren Wohnaccessoires an.

Westwing Performance

Seit dem Börsengang im Oktober letzten Jahres ging es bergab für das Wertpapier des Möbelhändlers Westwing. Von in der Spitze über 25 Euro musste die Aktie bis heute einen Kursverlust von annähernd 65 Prozent hinnehmen, auf momentan 8,59 Euro.

Home24: Mit Home24 hat sich Rocket einen weiteren Möbel-Online-Händler ins Portfolio gepackt. Das Unternehmen bietet Produkte der Segmente Möbel und Gartenmöbel, sowie Matratzen und Beleuchtung an.

Home24 Performance

Seit dem Börsengang im Juni 2018 ging es nach einem kurzen Aufwärtstrend auf knapp 31,50 Euro je Aktie immer weiter runter. Stand heute notiert die Aktie bei nur noch 3,92 Euro und musste somit Verluste von über 85 Prozent verkraften.

Jumia: Als Online-Marktplatz für Mode, Elektronik und weiterem Alltagssortiment ist Jumia das E-Commerce-Equivalent zu Amazon für den afrikanischen Markt und dort der führende Anbieter. Auch Dienstleistungen, wie Hotel- und Flugbuchungen, sowie Essenslieferungen gehören zum Repertoire des Konzerns, der in 14 afrikanischen Ländern aktiv Geschäfte betreibt.

Jumia Perfromance

Die Rocket-Internet-Beteiligung war Mitte April in New York mit einem Kursfeuerwerk an die Börse gegangen. Der Tagesschlusskurs der Jumia-Aktie lag mit 25,46 Dollar 75 Prozent über dem Ausgabepreis von 14,50 Dollar. Seitdem hat sich der Kurs nach einer Phase der starken Euphorie und Preis-Spitzen von fast 47 Dollar wieder nach unten korrigiert, liegt nun mit 23 Dollar aber immer noch weit über dem initialen Preis.

Wie geht es weiter?

In einer früheren Telefonkonferenz wurden bereits Pläne angerissen, 2019 mehr Startups aufzubauen als letztes Jahr. Als Projekte mit Potenzial wurden einige Beispiele genannt, darunter Expertlead, eine Plattform, die Unternehmen hilft, Tech-Freelancer zu finden, sowie die B2B Food Group, ein Caterer für Unternehmen, und Instafreight, eine Buchungsplattform für Frachtgut.

Zudem kamen Anfang des Jahres Gerüchte auf, dass Rocket Internet daran interessiert wäre in Flixbus zu investieren. Mit liquiden Mitteln von über 3 Milliarden euro besteht jedenfalls einiger Spielraum für die Startup-Schmiede, sich weitere Projekte ins Portfolio zu holen.

Von Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX

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Titelfoto: 360b/Shutterstock.com

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