Sind Frauen die besseren Anleger?

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Männer sind furchtlos und setzten bei der Geldanlage voll auf Risiko, Frauen sind deutlich vorsichtiger und auf Sicherheit bedacht. Klingt nach Vorurteilen? Sind aber keine. Doch welche Strategie führt an der Börse zum Erfolg?

Der typische Aktionär ist männlich, gebildet und an Finanzthemen interessiert. Frauen widmen sich dem Thema Geldanlage nicht so umfassend wie Männer. Nur jede achte Frau besitzt Wertpapiere, bei den Männern ist es jeder vierte, wie eine Studie der Fondsgesellschaft J.P. Morgan Asset Management vor einiger Zeit gezeigt hat. Während Männer stärker ins Risiko gehen, sind Frauen sehr sicherheitsbewusst. Kein Wunder, dass letztere von Aktien oft lieber die Finger lassen. Zu groß ist ihre Angst vor Kursschwankungen und möglichen Verlusten.

Zum Glück trifft das aber nicht auf alle Frauen zu. Das wäre nämlich sehr schaden, denn: Frauen können Geldanlage. Das zeigen unzählige Studien und Statistiken immer wieder. Wenn sie sich nämlich ihren Finanzen widmen, was leider noch zu wenige tun, dann sind sie sogar richtig gute Geldanlegerinnen. Aber sind sie auch die besseren? Trotz ihres Sicherheitsbewusstseins? Mehr Risiko bringt bei der Geldanlage natürlich auch mehr Rendite, das ist unbestritten. Aktien sind schließlich die renditestärkste Anlageklasse überhaupt und die Zinsen auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten gleichen nicht einmal mehr die Inflation aus. Und auch wenn Frauen auf Aktien setzen, agieren sie an der Börse vorsichtiger als Männer.

Folglich müssten die Männer besser abschneiden als die Frauen. Tun sie aber nicht - zumindest nicht immer. Je nachdem, welchen Zeitraum man betrachtet, entwickeln sich einmal die Portfolios von Frauen besser und einmal die der Männer. Mal führt Mut zum Erfolg und mal ist es die Vorsicht. Auswertungen von Onlinebrokern haben eindrucksvoll gezeigt: Männer sind sehr viel waghalsiger unterwegs. Das ist nicht grundsätzlich schlecht. Es gibt Börsenphasen, in denen sich das durchaus auszahlt. Aber eben auch Jahre, in denen das keine so gute Idee ist.

Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Depots der Männer deutlich stärker schwanken. Auch die Ausschläge nach oben und nach unten sind stärker als bei den Frauen. Männer machen also höhere Gewinne, wenn es richtig gut läuft, aber eben auch höhere Verluste, wenn es nicht läuft. Das kostet natürlich Nerven. Langfristig, auch das haben Auswertungen gezeigt, fahren Frauen mit ihrer Strategie oft besser; vor allem aber nervenschonender. Das liegt wohl auch daran, das Frauen bei der Geldanlage ihr Risiko breiter streuen und grundsätzlich langfristiger investieren als Männer.

Männer legen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge mehr Geld in Einzelaktien an, Frauen kaufen eher Fonds mit Dutzenden oder Hunderten verschiedener Aktien und diversifizieren so stärker. Wer das bessere Ergebnis erzielt, kann übrigens auch die Forschung nicht wirklich beantworten. Auch hier lautet das Fazit: Männer sind häufiger extrem gut oder extrem schlecht. Sie schichten ihr Depot häufiger um, was gut sein kann, allerdings auch jedes Mal Kosten verursacht. Frauen gelten dagegen als vorsichtiger, überlegter, gewissenhafter. Läuft es nicht wie gewollt, haben sie aber auch weniger Probleme, ihren Fehler einzugestehen - dadurch begrenzen sie ihre Verluste. Männer agieren da etwas anders. Und wenn es einmal richtig kracht an der Börse? Auch das können die Frauen besser ertragen als das waghalsige Geschlecht.

Fazit: Frauen sind nicht immer die besseren Anleger, aber auf jeden Fall verdammt gut. Sie müssen sich nur an das Thema Börse rantrauen. Und das tun leider noch immer zu wenig. Vielleicht ist das Thema Geldanlage und langfristiger Vermögensaufbau – auch mit Blick auf die Altersvorsorge – ja auch beim Weltfrauentag, am 8. März, ein Thema. Ich würde mich freuen. Finanzen sind nicht Männersache. Frauen können es auch, manchmal sogar besser.

Foto: Dragon Images/shutterstock.com

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