Thermo Fisher macht Rückzieher bei Qiagen - Offerte gescheitert

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Frankfurt (Reuters) - Die milliardenschwere Übernahme des deutschen Biotechunternehmens Qiagen durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher ist gescheitert.

Bis zum Ende der Annahmefrist sicherte sich Thermo Fisher nur rund 47 Prozent der Aktien an Qiagen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit verfehlte Thermo Fisher die bereits gesenkte Annahmequote von zwei Drittel der Aktien. Qiagen muss nun eine Kostenerstattung von 95 Millionen Dollar in bar an Thermo Fisher zahlen. Der Vorstand und Aufsichtsrat von Qiagen, die die Offerte unterstützt und ihre Aktien bereits vollständig angedient hatten, erklärten, die Entscheidung der Anteilseigner zu akzeptieren. Qiagen wolle nun seine Wachstumsstrategie mit einem Fokus auf mehr Wertschöpfung weiterverfolgen.

Thermo Fisher hatte mit seiner rund 11,3 Milliarden Euro schweren Übernahmeofferte Gegenwind von mehreren Aktionären erhalten, die diese trotz einer Anhebung als zu niedrig bezeichnet hatten. Hintergrund dafür waren unter anderem die besseren Geschäftsaussichten von Qiagen im Zuge der Corona-Pandemie, die dem Unternehmen eine hohe Nachfrage nach Covid-19-Tests beschert. Thermo Fisher hob darauf sein Angebot Mitte Juli auf 43 von 39 Euro je Aktie an und begnügte sich zudem mit einer Annahmequote von zwei Drittel statt ursprünglich 75 Prozent.

Aktionäre wie der Hedgefonds Davidson Kempner, der den Widerstand angeführt hatte und rund acht Prozent hält, waren mit der Offerte aber immer noch unzufrieden und wollten ihre Aktien nicht verkaufen. Thermo Fisher hatte vergangene Woche erklärt, die angehobene Offerte sei das "beste und letzte Angebot". Der US-Konzern werde keine weitere Offerte starten, wenn die aktuelle scheitere und die Annahmequote nicht erreicht werde.

Davidson Kempner zeigte sich zufrieden: Der Investor sei erfreut, dass die Mehrheit der Aktionäre das "völlig unzureichende Angebot" nicht angenommen habe. Die niedrige Annahmequote sie ein klares Zeichen, dass es großes Vertrauen in die langfristigen Perspektiven von Qiagen gebe. Als zweitgrößter Investor des Unternehmens verpflichte sich Davidson Kempner, den signifikanten Wert zu realisieren, den der Hedgefonds in Qiagen sehe. Qiagen-Aktien stiegen nach der gescheiterten Offerte zeitweilig um zwei Prozent auf gut 42 Euro.

Vorstandschef Thierry Bernard erklärte, die Geschäftsaussichten von Qiagen hätten sich mit der Pandemie "erheblich" verbessert. Sie habe "die zunehmend kritische Bedeutung von molekularen Tests vor Augen geführt", die zu den Hauptprodukten des Unternehmens gehören. Qiagen werde nun eines der "umfassendsten Portfolios" an Covid-19-Testlösungen aufbauen. Das Unternehmen wolle zudem die Übernahme der restlichen Anteile an dem US-Anbieter von Testgeräten NeuMODx, bei dem Qiagen vor zwei Jahren mit knapp 20 Prozent eingestiegen war, vorantreiben. Qiagen geht davon aus, dafür etwa 234 Millionen Dollar zahlen zu müssen.

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