Trump braucht Erfolge, keinen Börsencrash

Jessica Schwarzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zwei Tweets reichen aus und schon ist es vorbei mit der Entspannung an den Märkten. US-Präsident Trump kündigt höhere Strafzölle gegen China an und schon geht es abwärts. Kein Grund, panisch zu werden!

Da ist sie wieder: die Angst vor einem eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China. Dabei hatte sich doch zuletzt Zuversicht breit gemacht, dass die beiden Staaten ihren Konflikt lösen können und sich auf ein Handelsabkommen einigen. Doch dann greift US-Präsident Donald Trump zum Smartphone und twittert. Schon ist es vorbei mit der Entspannung an den Märkten.

Sollte doch eigentlich bis zum Ende der Woche das Gerüst für das Abkommen stehen, werden nun am Freitag höhere Einfuhrzölle fällig. Chinesische Lieferungen im Wert von 200 Milliarden Dollar, die bisher mit einem Einfuhrzoll von zehn Prozent belegt waren, werden künftig mit 25 Prozent verlangt. Weitere Waren mit einem Volumen von 325 Milliarden Dollar, die bisher zollfrei waren, sollen laut Trump „in Kürze“ ebenfalls mit 25 Prozent belegt werden.

Diese Ankündigungen haben überrascht und Investoren eiskalt erwischt. An den Märkten geht es – wenig überraschend – erstmal abwärts. Neu sind solche Twitter-Angriffe aus dem Weißen Haus aber nicht. Leider sind sie typisch für die Trump’sche Verhandlungstaktik – forsch bis rüpelhaft, extrem aggressiv und schockierend. Es ist nicht das erste Mal, das der US-Präsident im Vorfeld wichtiger Treffen und Verhandlungen via Twitter Druck macht. Ob das allerdings im Fall der Chinesen eine gute Idee war?

Trumps Strategie, seine Verhandlungspartner so zu Zugeständnissen zu bewegen, kann natürlich auch nach hinten los gehen. Die Chinesen lassen sich sicher nicht alles bietet. Für sie ist es wichtig, ihr Gesicht zu wahren. Trotz der Twitter-Tirade reist die chinesische Handelsdelegation aber in dieser Woche nach Washington. Es wird also zeitnah Nachrichten geben. Und die werden sicher die Kurse bewegen.

Bis dahin ist die Entrüstung über Trumps Vorstoß erstmal groß. Ein eskalierender Handelskonflikt ist auf einmal wieder Schreckgespenst Nummer eins. Dieser würde  schließlich nicht nur die chinesische Wirtschaft treffen, sondern die Weltwirtschaft insgesamt belasten. Allen voran die extrem exportabhängigen Dax-Unternehmen würde es treffen. Viele Gefahren, viele Risiken, die da gerade im Markt sind.

Und was heißt das für Anleger? Börsianer mögen keine Unsicherheit, die Nervosität steigt und mit ihr die Schwankungen. Aber deshalb gleich das Depot leer räumen? Lieber nicht! Vor allem langfristig orientierte Investoren sollten die Nerven behalten und ihrer Strategie treu bleiben, und das auch in turbulenteren Börsenphasen.

Nicht ausgeschlossen, dass die USA und China doch noch eine Lösung finden. Denn allen Tweets und aggressiven Verhandlungsmanövern zum Trotz wäre eine Einigung doch für beide Seiten gut. China braucht einen störungsfreien Welthandel, damit die Wirtschaft weiter kräftig wächst. Und Trump möchte sich natürlich als „Dealmaker“ präsentieren. Schließlich stehen im kommenden Jahr die Präsidentschaftswahlen an. Da kann er Erfolge gut gebrauchen. Außerdem hat er doch kürzlich erst einen „monumentalen Handelspakt“ angekündigt. Er wird liefern wollen. Was er aber nicht gebrauchen kann, das ist ein Crash an der Wall Street. Denn die Entwicklung der Aktienkurse ist für ihn auch eine Messlatte für den Erfolg seiner Wirtschaftspolitik. Eine alte Börsenweisheit lautet: Kaufen, wenn die Kanonen donnern! Vielleicht stimmt sie in diesen Tagen mehr denn je.

Foto: Michael Candelori / Shutterstock.com

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