Türkische Lira weiter im Sinkflug: Die wirtschaftliche Lage der Türkei ist desaströs – Ein Ausweg aus der Währungskrise ist nicht in Sicht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bereits seit mehreren Jahren befindet sich die Türkei in einer sehr fragilen Situation, was die landeseigene Währung angeht. Die politischen Unruhen rund um den gescheiterten Putschversuch vor einigen Jahren, der Krieg, der an der östlichen Grenze herrscht und in den die Türkei direkt involviert ist und politischer Druck aus dem Ausland halten die türkische Lira in einem Abwärtsstrudel gefangen. Nun hat die Corona-Krise als nächster herber Schlag für einen historischen Konjunktureinbruch in der Türkei gesorgt.

Pandemie lässt Wirtschaft massiv einbrechen

Das Bruttoinlandsprodukt fiel von April bis Juni um 11,0 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Damit traf die Pandemie das lange Zeit boomende Schwellenland stärker als die deutsche Wirtschaft, die um 9,7 Prozent einbrach. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ging die türkische Wirtschaftsleistung mit 9,9 Prozent so stark zurück wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier aber mit einem deutlicheren Minus 11,8 Prozent gerechnet. Das Land leidet während der Pandemie unter anderem am Fernbleiben der Touristen. Wegen der Reisebeschränkungen kamen deutlich weniger Urlauber.

Auch die Währungskrise spitzt sich weiter zu. Eine hohe Inflation, negative Realzinsen, geschröpfte Devisenreserven und die steigende Nachfrage der Türken nach anderen Währungen sorgten für eine kräftige Abwertung der Lira, die in den vergangenen Wochen auf immer neue Rekordtiefs zu Dollar und Euro fiel.

Vor allem die lockere Geldpolitik hat dazu geführt, dass die Landeswährung Lira gehörig unter Druck steht. Wegen der relativ niedrigen Zinsen und der zugleich hohen Inflation liegt der für Investoren maßgebliche Realzins im negativen Bereich. Das sorgt für ein Abebben des ausländischen Kapitalflusses, auf den die Türkei wegen ihres chronischen Leistungsbilanzdefizits angewiesen ist.

Keine Zinserhöhung in Sicht

Die Türkei hat sich gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ähnlich wie andere Länder mit hohen Staatsausgaben, einer lockeren Geldpolitik und zahlreichen Kreditprogrammen gestemmt.  Um die Währung attraktiver zu machen, könnte die Zentralbank die Zinsen nun wieder erhöhen. Dem steht allerdings Präsident Recep Tayyip Erdogan im Wege. Dieser hat sich wiederholt als „Zinsfeind“ bezeichnet. Trotz der Talfahrt der Lira beließ die Zentralbank ihren Leitzins zuletzt bei 8,25 Prozent. Zuvor hatte sie den Zinssatz in einem fast ein Jahr lang währenden Lockerungszyklus von 24 Prozent auf den aktuellen Satz heruntergeschraubt. Damit soll die Konjunktur angekurbelt werden.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Dragana Stojanovic / Shutterstock.com

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