Uber bestellt Deliveroo ++ Henkel macht türkische Lira zu schaffen ++ DAX lässt die Hexen tanzen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Den deutschen Leitindex kann in dieser Woche wohl nichts aus der Ruhe bringen. Die Handelsstreitigkeiten spielen aktuell keine Rolle mehr. Seit Montag hat der DAX 1,6 Prozent hinzugewonnen. Obwohl der September zu Anfang seinen Namen alle Ehre gemacht hat, macht die zweite Woche Lust auf mehr.

Allerdings ist heute auch Hexensabbat, daher könnte es zu größeren Schwankungen kommen. Insgesamt dürfte die Stimmung der Anleger allerdings fröhlich sein. Die US-Börsen haben mit ihrer Rekordjagd den Weg quasi vorgegeben. Der DAX nimmt zum Handelsstart direkt die Marke von 12.425,17 Punkten und liegt 0,8 Prozent im Plus.

Von Unternehmensseite gibt es heute nicht allzu viel Neues. Henkel drückt ein wenig auf die Stimmung. Die Lage am Bosporus belastet ein wenig die Stimmung bei Konsumgüter-Hersteller.

Henkel kämpft mit Währungseffekten

Der Verfall der türkischen Lira macht sich beim Konsumgüterkonzern Henkel vor allem im Klebstoffgeschäft bemerkbar. Dort sehe das Unternehmen erste Anzeichen, dass sich die Wachstumsdynamik abschwächen könnte, sagte Konzernchef Hans van Bylen in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Im Geschäft mit Waschmitteln und Kosmetik verspüre Henkel hingegen noch keinen Einfluss auf den Umsatz.

Die Türkei ist für Henkel ein wichtiger Absatzmarkt und gehört zu den größten zehn Ländern des Konzerns. Das Düsseldorfer-Unternehmen hatte bereits nach Abschluss des zweiten Quartals von negativen Währungseinflüssen auch durch die türkische Lira berichtet. „Wir produzieren zwar in der Türkei, aber viele Rohstoffe werden in Dollar bezahlt. Mit der Folge, dass wir sofort dramatische Preiserhöhungen bei den Rohmaterialien haben.“ Diese ließen sich aber nicht ohne Weiteres weiterreichen, „weil die Kaufkraft einfach nicht da ist“, so van Bylen.

Delivery Hero unter Beobachtung

Aktien von Delivery Hero stehen heute im Fokus. Der US-Fahrdienstvermittler Uber ist Kreisen zufolge an einem Kauf des Essenslieferdienstes Deliveroo interessiert. Der US-Konzern befinde sich in frühen Gesprächen, die in London ansässige Firma zu übernehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend unter Berufung auf eingeweihte Personen. Börsianern zufolge strahlt die Fantasie auf die Branche ab.

Sollte Uber wirklich den britischer Online-Lieferdienst kaufen, dann kommt Konkurrent Just Eat unter Zugzwang und könnte sich seinerseits nach geeigneten Übernahmekandidaten umsehen. Delivery Hero könnte hier ein geeigneter Kandidat sein.

Zudem blieb Analyst Rob Joyce von Goldman Sachs in einer aktuellen Studie sehr positiv für Delivery Hero gestimmt – trotz leichter Kurszielsenkung wegen Anpassung seiner Schätzung an höhere Investitionen. Sie seien aber strategisch genau die richtige Entscheidung, um in der jungen Branche die Marktführerschaft zu stärken und gegen Konkurrenz abzuschirmen. Joyce blieb bei seiner Kaufempfehlung und signalisiert mit einem Ziel von 53 Euro gut 23 Prozent Potenzial.

Trotzdem haben die Anleger heute eher Respekt vor einer neuen Konkurrenz durch Uber. Die Aktie verliert um die 3 Prozent.

Wells Fargo streicht 26.000 Stellen

Die von mehreren Skandalen erschütterte US-Bank Wells Fargo plant im Rahmen ihres Sparprogramms den Abbau von bis zu rund 26.000 Stellen. In den kommenden drei Jahren sollen fünf bis zehn Prozent der zuletzt 264.500 Arbeitsplätze wegfallen, teilte das Institut mit.

Der Abbau solle über Entlassungen und natürliche Fluktuation erreicht werden. Zudem sollten bis 2020 etwa 800 Filialen geschlossen werden. Der drittgrößten US-Bank machen eine Reihe von Skandalen zu schaffen. Dabei geht es unter anderem um Phantomkunden und Gebühren, die Hauskäufern fälschlicherweise berechnet wurden. Als Reaktion darauf will das Institut die Kosten bis 2020 um vier Milliarden Dollar senken.

Im Februar hatte die US-Notenbank Fed in einem beispiellosen Schritt im Zuge der Skandale dem Finanzkonzern einen Wachstumsstopp verordnet. Die Bank darf demnach ihre Bilanzsumme von 1,95 Billionen Dollar (per Ende 2017) erst wieder steigern, wenn sie Unternehmensführung und Kontrollen ausreichend verbessert.

Kurz & knapp:

Micron Technology: Der US-Halbleiterhersteller hat dank einer starken Nachfrage nach PC-Speicherchips seinen Gewinn gesteigert. Der Nettogewinn sei im vierten Quartal des bis Ende August laufenden Geschäftsjahres um rund 83 Prozent zum Vorjahr auf 4,33 Milliarden Dollar geklettert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Nettoumsatz schnellte um 38 Prozent auf 8,44 Milliarden Dollar in die Höhe.

Adobe: Der US-Softwarehersteller Adobe will den Marketing-Spezialisten Marketo übernehmen. Dafür will Adobe dem Finanzinvestor Vista Equity Partners 4,75 Milliarden US-Dollar zahlen, wie der Konzern am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilte. Adobe ist mit seiner Software vor allem auf Multimediaanwendungen ausgerichtet, hat aber auch Marketingsoftware im Angebot. Marketo soll das mit seiner Cloud-Plattform für Marketing, Werbung und Kundenservice abrunden. Die Übernahme soll im laufenden vierten Geschäftsquartal von Adobe bis Ende November abgeschlossen werden. Vista Equity Partners hatte Marketo im August 2016 von der Börse genommen.

Südzucker: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für den Zuckerproduzenten nach gesenkten Umsatzzielen von 10,50 auf 9 Euro reduziert und die Einstufung auf „Sell“ belassen. Dies schrieb Analyst John Ennis in einer am Freitag vorliegenden Studie. Mit seinen nach unten revidierten Schätzungen für das operative Ergebnis (Ebit) reflektiere er die niedrigeren Verkaufspreise für Zucker.

Von Markus Weingran

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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