Voltabox-Aktie im Windschatten des Porsche Taycan

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Wenige Tage, nachdem Porsche auf drei Kontinenten sein erstes Elektromodell, den Taycan, vorstellte, präsentiert Voltabox auf der IAA ein eigenentwickeltes 800-Volt-System. Das wurde zwar bereits am 4. September bekannt, aber anscheinend setzt sich nun die Zuversicht durch: Die Anleger treiben die Aktie zum Wochenstart um 18 % nach oben.

Durchstarten mit 800 Volt

Je mehr Spannung (Volt), desto mehr Leistung (Watt) kann bei gleicher Stromstärke (Ampere) durch die Verkabelung gejagt werden - oder anders ausgedrückt kann die gleiche Leistung mit weniger Stromstärke erzielt werden, was zur Folge hat, dass die Kabeldurchmesser geringer (und damit gewichtssparend) dimensioniert werden können und die Wärmeverluste geringer ausfallen.

Dieses Prinzip machen sich Übertragungsnetzbetreiber zunutze, wo gewaltige Spannungen von bis zu 1200 Kilovolt für den Stromtransport über weite Strecken eingesetzt werden. Bei Wechselrichtern von Solarparks wiederum setzt sich nun das erhöhte Spannungsniveau von 1500 Volt durch, mit dem Projektentwickler erhebliche Investitionskosten sparen können. Da liegt es nahe, dass auch Elektroautohersteller danach streben, höhere Spannungen einzusetzen.

Wegweisend ist dabei der vor wenigen Tagen vorgestellte Porsche Taycan, der auf 800 Volt setzt und damit das bisher übliche Niveau von 400 Volt verdoppelt. Soweit alle Komponenten, von der Ladesäule bis zur Batteriezelle, es vertragen, kann die Ladezeit damit halbiert werden. Während diese Aufgabe für große Elektrobusse wohl ganz gut lösbar war, stellte es eine große Herausforderung dar, alles auf ein passendes Format zu schrumpfen, das man auch in einem Sportwagen verwenden kann.

Porsche ist das offenbar bereits gelungen, und nun ist auch Voltabox in der Lage, ein komplettes 800-Volt-Antriebssystem inklusive Batterie zu liefern. Auf der Internationalen Automobilausstellung wird diese Lösung im Mittelpunkt des Stands stehen.

Das Thema gewinnt an Breite

Manche Technologien lohnen sich nur für besonders teure Autos. Auch 800 Volt ist ein Highend-Feature, das wir noch lange nicht in jedem elektrifizierten Volumenmodell sehen werden. Aber es tut sich nun eine Menge. So haben das Halbleiterunternehmen Cree und der Automobilzulieferer Delphi Technologies kürzlich bekannt gegeben, dass sie gemeinsam 800-Volt-Technik mit Siliciumcarbid-Komponenten für einen globalen Automobilhersteller liefern werden. Sie versprechen sich davon diverse Vorteile, vom schnelleren Laden über Gewichtseinsparungen bis hin zu effizienterer Rekuperation beim Bremsen. Ab 2022 soll die Produktion hochgefahren werden.

Noch ein Jahr früher wollen Hyundai und Kia 800-Volt-Modelle auf die Straßen bringen. Um sicherzustellen, dass diese auf genügend Ultra-Schnellladestationen zugreifen können, beteiligen sich die Koreaner nun an dem deutschen Joint Venture Ionity. Der Plan sieht vor, bis 2020 auf mindestens 400 Standorte entlang der europäischen Fernstraßen Zugriff zu haben.

Davon will auch Aston Martin profitieren. Die Engländer bringen den Taycan-Rivalen RapidE, der mit einem 800-Volt-System ausgestattet wird, in Kürze zu den Kunden. In den USA hat daneben vor einem Jahr Chevrolet ein entsprechendes Konzeptfahrzeug präsentiert, das auf absehbare Zeit in ein Serienfahrzeug einfließen könnte.

Wie man sieht, ist das Interesse industrieweit groß. Noch ist die Infrastruktur unzureichend und nur wenige Zulieferer beherrschen die Technologie. Dass Voltabox dazugehört, ist daher wirklich ein kleiner Coup.

Solche Chancen gibt es nicht ohne Risiken

Bisher gehörten zu den Kunden von Voltabox vor allem Hersteller von Sonderfahrzeugen mit relativ geringem Volumen. Nun will der Batteriemonteur mit dem eigenentwickelten Antriebssystem auch offensiv Autobauer ansprechen. Dort sind natürlich ungleich größere Stückzahlen möglich, sodass Aktionäre berechtigten Grund zur Hoffnung auf eine gewaltige Belebung des Geschäfts machen können. Aber wird sich ein Hersteller auf die bei Autos noch unerfahrene kleine Voltabox einlassen? Wer weiß … immerhin gibt es heute Hunderte Marken, die Elektroautos bauen wollen.

Zu Bedenken ist allerdings, was ZF, einer der führenden Lieferanten von elektrifizierten Antriebssträngen, zum Thema „800 Volt“ zu sagen hat: „Für die Entwicklung einer hocheffizienten Leistungselektronik muss ein Systemzulieferer wie ZF ein tiefes Verständnis für die Halbleiterphysik entwickeln und über Methoden verfügen, ausführliche eigene Tests durchzuführen.“ Wenn du glaubst, dass Voltabox die Expertise hat, um hier mitzuhalten, dann wird diese Aktie wirklich richtig spannend. Es ist aus meiner Sicht schwer einzuschätzen und ich bin neugierig, wie es auf der IAA für Voltabox läuft.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Quelle: Porsche AG

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