Von Draghi nix Neues

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es gibt mindestens zwei Blickwinkel, unter denen man die Geld- und Zinspolitik der Notenbanken verfolgen kann: aus Sicht der Volkswirte und Politiker, aus Sicht der Anleger und Börsen. Die Ersten meckern schon seit Monaten und drängen auf einen Kurswechsel der EZB, die Zweiten können sich über anhaltend hohe Liquidität und billiges Geld freuen, weil das die Anlagemärkte antreibt. Vorgestern haben die Amis den nächsten Schritt getan, denn die Fed hat ihren Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr angehoben. Wie erwartet. Keine Überraschung auch, dass unsere EZB gestern nicht gefolgt ist und schon wieder nix gemacht macht. Und Super-Mario hat auch nix Neues gesagt. Anschließend verschickten Analysten und Ökonomen meterweise Stellungnahmen mit unterschiedlichem Tenor.

Die Anlagestrategen der Deutschen Bank beispielsweise jubeln: „In der Eurozone läuft’s. Die Stimmung in der Wirtschaft ist fast auf Sieben-Jahres-Hoch, das Verarbeitende Gewerbe freut sich über so viele Neuaufträge wie zuletzt zur Jahrtausendwende. Daher lautet die Wachstumsprognose der EZB für 2018 nun 2,3 statt 1,8 Prozent. Die Inflation soll nach den Erwartungen der Notenbanker 2018 auf 1,4 Prozent steigen - und erst zwei Jahre später 1,7 Prozent erreichen. Das heißt nix anderes als: Keine Angst vor zu hohen Teuerungsraten. Dementsprechend wird bei uns der Zinsanstieg vorläufig noch nicht und dann auch nur laaangsam in Gang kommen.

Experten erwarten für Ami-Land bis Ende 2018 drei, vielleicht sogar vier weitere Zinsschritte - dann dürfte dort bei den Leitzinsen wieder eine 2 vor dem Komma stehen. Im Gegensatz dazu will die EZB ihre Zinsen auf lange Zeit bei null belassen. Damit driften Dollar- und Euroraum bei vergleichbarer Wachstumsdynamik zinspolitisch immer weiter auseinander. Meckern Volkswirte: „Die extrem expansive Kombination von Nullzinsen und Anleihekäufen ist eine Notfallmaßnahme, für welche die Rechtfertigung abhandengekommen ist.“

Wichtigste Erkenntnis für Euch, meine Freunde, sollte sein, dass trotz des Auseinanderklaffens zwischen Fed und EZB keine größeren Irritationen für die Finanzmärkte entstehen. Den schon vor etwa einem Jahr von den Amis begonnene Richtungswechsel hat die Wall Street ausgesprochen positiv begleitet - die Aktienkurse klettern immer wieder auf neuen Rekordhochs. Und der Dollar wird immer beliebter. Aus europäischer Sich scheint sich der Euro-Dollar-Kurs zwischen 1,16 und 1,20 einzupendeln.

Anlageexperten sind sich weitgehend einig: Unter diesen Bedingungen dürfen sich Aktien auch 2018 besser entwickeln als Anleihen, wobei Aktien aus Schwellenländern, der Eurozone und Japan einen besseren relativen Wert bieten als amerikanische und britische Aktien. Was Ami-Werte betrifft, so gibt es inzwischen aber auch Stimmen, die aus unterschiedlichen Gründen Wall Street trotz hoher Bewertung wieder für interessant halten - trotz oder wegen Trump.

Meistgelesene Artikel