WeWork: Fitch stuft das Startup auf Ramsch-Niveau „CCC+“ herab – Endet die Story vom Milliarden-Überflieger bald in der Pleite?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der US-Bürovermieter WeWork gerät nach der Absage des Börsengangs zunehmend unter Druck.

Die Ratingagentur Fitch stufte in der Nacht zum Mittwoch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens tiefer in den Ramschbereich herab und drohte mit einer weiteren Senkung. Ohne einen Börsengang habe WeWork keine ausreichenden Mittel, um seine Wachstumspläne umzusetzen, erklärte Fitch. WeWork will Arbeitsplätze streichen und die Expansion verlangsamen, um weniger Geld zu verbrennen und seine Abhängigkeit von frischem Kapital zu reduzieren. Dem „Wall Street Journal“ zufolge erwägt das neue WeWork-Management daher, sein Wachstum in China zu drosseln.

Die hochfliegenden Börsenpläne von WeWork waren krachend gescheitert. Mögliche Investoren störten sich unter anderem an den hohen Verlusten und der Rolle des Gründers und ehemaligen Firmenchef Adam Neumann, der nach massiver Kritik seinen Hut nehmen musste. Unter anderem sein ausschweifender Lebensstil, der teilweise mit Firmengeldern finanziert wurde, sowie Zweifel an seiner Fähigkeit einer strategischen Kursänderung haben zu dem Vertrauensverlust geführt.

Während WeWork bei der letzten Finanzierungsrunde im Januar noch mit 47 Milliarden Dollar bewertet wurde, war zuletzt nur noch von einer Bewertung von zehn bis zwölf Milliarden Dollar die Rede – weniger als die 12,8 Milliarden an Eigenkapital, die WeWork laut dem Datenanbieter Crunchbase seit seiner Gründung vor neun Jahren bei Investoren eingesammelt hat. Daraufhin zog WeWork die Reißleine.

Am Montag begrub das einst hochgelobte Start-up seine Hoffnungen für einen Börsengang und zog die Registrierungsdokumente bei der US-Börsenaufsicht zurück. Damit muss das Unternehmen künftig weniger Informationen über seine finanzielle Lage preisgeben, kann die Börsenpläne aber auch nicht schnell wieder aufleben lassen. Das bringt WeWork in die Bredouille: Der Bürovermieter, der 2018 einen Verlust von 1,9 Milliarden Dollar verbuchte, wollte mindestens drei Milliarden Dollar durch den Börsengang einnehmen und sich weitere sechs Milliarden Dollar als Kredit sichern, die an den Erfolg eines Börsengangs gekoppelt waren.

Wie lange kann sich das Startup finanziell noch über Wasser halten?

Die Ratingagentur Fitch stufte WeWork wegen der Kapitallücke auf „CCC+“ herab und versah das Rating mit einem negativen Ausblick. In den Augen der Bonitätswächter ist damit ein Kreditausfall möglich. Ohne Restrukturierungskosten reiche das Geld aktuell noch vier bis acht Quartale, erklärte Fitch. Doch werde WeWork für den geplanten Stellenabbau wohl viel Geld in die Hand nehmen müssen. Neben der Finanzlücke fürchten die Fitch-Analysten, dass sich Großkunden von WeWork abwenden könnten.

Insidern zufolge verhandelt WeWork aktuell mit seinem größten Geldgeber, dem japanischen Technologieinvestor Softbank, über eine neue Geldspritze. Fraglich ist auch, ob Softbank noch dazu bereit ist, weiteres Geld in das mit vielen Vorschusslorbeeren versehene Projekt zu stecken. Softbank-Chef Masayoshi Son stand lange Zeit hinter dem Firmengründer und Vorstandsvorsitzenden Adam Neumann. Selbst als schon andere Investoren das Handtuch warfen hielt der Softbank-Chef weiter an dem exzentrischen WeWork-Chef fest. Doch der Punkt, an dem das finanzielle Risiko für Softbank durch die Personalie Neumann zu groß wurde, scheint mit dem Rauswurf erreicht worden zu sein. Ob Softbank von einer neuen WeWork-Führung noch einmal überzeugt werden kann, muss sich noch zeigen, denn der geplatzte Börsengang hat das Risiko des finanziellen Ausfalls für den japanischen Großinvestor stark erhöht. Falls Softbank keine weitere Geldspritze an WeWork geben sollte, könnte dem Unternehmen laut Einschätzung einiger Experten bereits im Januar nächsten Jahres die Pleite drohen.

Das Risiko besteht dabei nicht nur für die Softbank, sondern auch für die diversen Kunden von WeWork. Besonders Immobilienfonds, Versicherungskonzerne und andere Kapitalsammelstellen sind Kunden und haben ihre Immobilien an WeWork vermietet. Sollte WeWork pleite gehen, dann leidet die Vermögenssubstanz dieser Kunden, da kein Geld mehr fließt. Als Folge würde das auch bedeuten, dass deren Ausschüttungen geringer werden, was weitere Kettenreaktionen nach sich ziehen könnte.

onvista-Redaktion/reuters

Titelfoto: photobyphm/shutterstock.com

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