China fällt für Adidas als Wachstumsmarkt aus

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DEUTSCHLAND-ADIDAS:China fällt für Adidas als Wachstumsmarkt aus

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- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Dem weltweit zweitgrößten Sportartikelkonzern Adidas bricht der Wachstumsmarkt China zumindest vorübergehend weg.

Das Geschäft dort, das ohnehin unter Boykottaufrufen gegen westliche Marken litt, ist nun auch noch von neuerlichen Corona-Lockdowns in 45 großen Städten betroffen. Der Umsatz in China, wo Adidas 2021 mehr ein Fünftel seines Geschäfts erwirtschaftete, brach im ersten Quartal um 35 Prozent ein. Adidas schraubte die Prognosen für das laufende Jahr deswegen zurück. "Wir müssen uns anpassen an die Herausforderungen in China", sagte Vorstandschef Kasper Rorsted am Freitag in Herzogenaurach. "Eine schnelle Wende ist unwahrscheinlich." Nun sollen eigene Läden dort geschlossen und die knappe Ware in andere Regionen umgelenkt werden, wo das Geschäft brummt.

Noch vor zwei Monaten hatte Rorsted auch in China in diesem Jahr Zuwächse versprochen, nun ist von einem Umsatzrückgang um mehr als zehn Prozent die Rede. Das liege vor allem am Lockdown, in dem ein Viertel der Adidas-Läden in China schließen müsse, sagte er. In vielen anderen tröpfele die Kundschaft nur. Vor gut einem Jahr war zudem in den sozialen Medien zum Boykott ausländischer Firmen aufgerufen worden - als Reaktion auf die westliche Kritik am Umgang mit der uigurischen Minderheit in der Region Xinjiang, in der viel Baumwolle hergestellt wird. Dabei ist China für Adidas - wie für die meisten Sportartikelkonzerne - traditionell der Markt mit den höchsten Renditen.

CORONA-LOCKDOWN IN VIETNAM KOSTET 600 MIO EURO UMSATZ

Hinzu kommt, dass der Konzern noch immer die Nachwirkungen des monatelangen coronabedingten Produktions-Stillstands in Süd-Vietnam im Herbst spürt, wo einige der größten Fabriken für Adidas-Schuhe und Bekleidung stehen. Bis die Ware von dort in den Läden landet, dauert es Monate. Allein im ersten Quartal habe das 400 Millionen Euro Umsatz gekostet, im zweiten dürften es 200 Millionen sein, sagte Rorsted. Trotzdem werde Adidas im laufenden Quartal wieder "auf den Wachstumspfad zurückkehren", nachdem der Umsatz zu Jahresbeginn weltweit währungsbereinigt um drei Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zurückging. Ein Minus stand zuletzt im Corona-Sommer 2020 zu Buche. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach im ersten Quartal um 38 Prozent auf 310 Millionen Euro ein.

Die Adidas-Aktie rutschte am Freitag um mehr als sechs Prozent auf 176,40 Euro. Puma gaben in diesem Sog 2,6 Prozent nach; der kleinere Rivale macht prozentual nur halb so viel Geschäft in China. Nike verloren in Frankfurt drei Prozent.

Adidas-Chef Rorsted setzt auf das zweite Halbjahr, um die etwas eingedampften Ziele für 2022 zu erreichen. Ab Juli soll der Umsatz weltweit um mehr als 20 Prozent zulegen - auch mit Preiserhöhungen von bis zu neun Prozent, die die steigenden Kosten auffangen sollen, die auf die Margen drücken. Allein die Frachtkosten hätten sich in diesem Jahr verdoppelt, sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Helfen sollen auch das brummende Geschäft in Europa, den USA und Lateinamerika, neue Produkte und Sport-Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft im Winter in Katar. In den USA hat sich Adidas für weitere drei Jahre mit dem Sportartikelhändler Foot Locker verbündet, der vor allem das Basketball-Geschäft ankurbeln soll.

Für das Gesamtjahr rechnet Adidas jetzt nur noch mit einem Umsatzzuwachs im unteren Bereich der anvisierten Spanne von elf bis 13 Prozent, und auch der Gewinn werde eher bei 1,8 Milliarden als bei 1,9 Milliarden Euro liegen. Auch bei der operativen Marge muss Adidas Abstriche machen: Sie werde auf dem Vorjahresniveau von 9,4 Prozent verharren statt wie erwartet auf 10,5 bis elf Prozent zu steigen. Rorsted will aber nicht dagegen ansparen. "Wir bleiben agil, werden aber unsere langfristigen Wachstumsmöglichkeiten nicht für kurzfristige Gewinnoptimierung aufs Spiel setzen." An den Zielen für das Jahr 2025 ändere sich nichts.

Vom Krieg in der Ukraine spüre Adidas geschäftlich so gut wie nichts, sagte Rorsted. "Wir können keinen negativen Einfluss auf die Kauflust der Verbraucher feststellen." Die Einstellung des Geschäfts in Russland habe minimale Folgen. Einen Großteil der Waren, die für das Land bestimmt waren, habe man anderswo verkauft.

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